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Japan-Experte warnt Rapid vor Schwäche von Stürmer

Koya Kitagawa steht vor der Unterschrift bei Rapid. "Heute" fragte bei einem Experten nach, der Japans Fußball kennt wie kaum ein anderer.

Heute Redaktion
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Koya Kitagawa soll vor der Unterschrift bei Rapid stehen. "Heute" stellt ihn vor.
Koya Kitagawa soll vor der Unterschrift bei Rapid stehen. "Heute" stellt ihn vor.
Bild: imago sportfotodienst

Während Rapid in Allerheiligen sein erstes Pflichtspiel der Saison absolviert, laufen im Hintergrund die finalen Kaderplanungen für die Saison auf Hochtouren. Die Verpflichtung von Ex-LASKler Maximilian Ullmann sorgte vergangene Woche für Aufsehen. Mit Koya Kitagawa sollen die Wiener das fehlende Puzzlestück für den Kader gefunden zu haben. Es gilt nur noch letzte Transfer-Details zu klären.

Doch wer ist der neue Stürmer, der künftig in Hütteldorf auf Torejagd gehen soll? "Heute" wollte es ganz genau wissen und bohrte beim Japan-Kenner nach: Sam Robson (26) arbeitet für die Analyse-Firma "Football Radar". Der Engländer betreut seit 2015 die japanische erste und zweite Spielklasse sowie das Nationalteam. Er zerpflückt die Spiele in ihre Einzelteile, kennt den Kick im Land der aufgehenden Sonne wie seine Westentasche. Robson ist somit das Japan-Pendant zu "Heute"-Experte Tim Armitage – sein Arbeitskollege mit Fokus auf Österreich.

Kitagawa ist in Japan ein Senkrechtstarter. Erst vor der Saison 2018/19 schaffte er bei Shimizu den Sprung zum Stammspieler und sogleich den Durchbruch. Mit sechs Toren und drei Assists machte der 1,80 Meter große Angreifer in der J1 League auf sich aufmerksam.

Seine Stärken? "Für einen 22-Jährigen spielt er sehr intelligent. Seine Bewegung ist schlau und er hat ein gutes Timing bei seinen Läufen in den Strafraum." Kitagawa ist flink, technisch beschlagen und spielt mit Hirn.

Rapid-Trainer Didi Kühbauer trainierte in der Vorbereitung ein neues 5-3-2 ein. Kitagawa scheint das System auf den Leib geschneidert zu sein. Das Zusammenspiel mit Aliou Badji im Zweiersturm klingt für Experten Robson vielversprechend. Der Japaner habe auch im Klub einen ähnlich bulligen Sturmpartner gehabt, sie hätten blendend harmoniert. Kitagawa kann auch aus der Etappe, wenn es sein muss von der Seite kommen. Ein Vorteil.

Klingt alles sehr gut. Robson attestiert dem jungen Angreifer außerdem hervorragende Anlagen. ABER: Er hat ein mulmiges Gefühl. Eine Eigenschaft könnte zum Grün-Weißen Spielverderber werden: das dünne Nervenkostüm.

"Ich mache mir über seine Fähigkeit, den nächsten Schritt zu machen, Sorgen. Im Jänner wurde er nachträglich für den Asian Cup einberufen. Er begann dabei in drei der Spiele und wirkte einfach nur schrecklich neben der Spur. Er vergab im ersten Spiel jede Menge Chancen und sein Selbstvertrauen ging in den Keller. Er hat großes Potenzial, muss aber noch an der Hand genommen werden."

"Heute" fragt explizit nach dem Druck. Deni Alar, Andrija Pavlovic, Eigengewächs Alex Sobczyk, Flügel Andrei Ivan – gleich vier Angreifer verließen die Wiener diesen Sommer. Keiner hinterlässt große Spuren. Mit Badji ist nur mehr ein klarer Mittelstürmer im Kader. Die Fans sind ungeduldig. Der neue Mann sollte also liefern.

Diese Erwartungshaltung der Fans an die eigene Leistung, die Forderung nach attraktivem und erfolgreichem Fußball vom Team, könnten für Kitagawa eine gefährliche Mischung sein. "Von Shimizu kennt er diesen Druck nicht. Es ist ein Mittelständler mit einem recht entspannten Fan-Stamm."

"Um ehrlich zu sein, könnte das zum Problem werden. Die Fans verzeihen hier sehr viel. Das einzige Mal, als er so unter Druck stand, war mit Japan. Er brach darunter zusammen. Dort spielte er als Solospitze. Vielleicht wurde ihm diese Verantwortung zu viel."

Wir fragten nach vergleichbaren japanischen Kickern, die den Sprung nach Europa schaffen wollen: "Viele probieren es. Es ist mehr oder weniger ein Münzwurf. Manche schaffen es, andere scheitern schnell. Die Kulturen sind so verschieden, dass die Gefahr eines gescheiterten Transfers sehr groß ist."

Positives Beispiel: "Shoya Nakajima verließ Japan, als er etwa auf dem selben Level wie Kitagawa war. Er ging zu Portimonense in Portugal und schlug voll ein. Jetzt spielt er für Porto."

Negatives Beispiel: "Andere wie Takashi Usami haben weniger Glück. Er hat alles Talent der Welt. Aber er probierte zwei Mal in Deutschland Fuß zu fassen und kam beide Male mit eingeklemmtem Schweif zurück nach Japan."

Robson gibt dem SK Rapid auf der Zielgeraden des Transfers darum einen Rat mit auf den Weg: "Kitagawa sollte bei Rapid die richtigen Leute um ihn herum haben, sodass er sich schnell einleben kann."

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