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Krammer-Abschied: "Boss von Rapid kein Bussibär"

Heute Redaktion
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Rapid-Präsident Michael Krammer zog bei einer Pressekonferenz Bilanz. Er verabschiedete sich als Boss. Am Montag wird sein Nachfolger gewählt. Seine wichtigsten Aussagen.

Michael Krammer absolvierte seinen letzten großen Auftritt als Präsident von Rapid. Donnerstagmittag zog er auf einer Pressekonferenz über seine sechsjährige Amtszeit Bilanz. Er blickte zurück, richtete sich aber auch mit einem Appell an seinen Nachfolger. Der wird am kommenden Montag gewählt und heißt entweder Martin Bruckner oder Roland Schmid.

Krammer bediente sich eingier schmeichelhafter Statistiken und Zahlen, um positive Bilanz zu ziehen. Er gestand aber auch Fehler ein. Nannte eine Entscheidung, die Rapid auf den Holzweg geführt habe. Hob hervor, dass der aktuelle Weg aber der richtige ist. Krammer wünscht sich von seinem Nachfolger, dass an diesem Weg mit der aktuellen Besetzung festgehalten werde.

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Hier gestand Krammer, er und sein Team hätten nach dem Stadionneubau vor der Saison 2016 den "Mund zu voll genommen". Rapid blies zum Meisterkampf. "Damit haben wir uns selbst unter Druck gesetzt und trafen Entscheidungen, die nicht alle rational waren". Die Millionen-Transfers von Arnor Ingvi Traustason und Ivan Mocinic schnitt er dabei kurz an. Beide stellten sich als Fehlkäufe und finanzielle Verlustgeschäfte heraus.

"Wir landeten auf dem Holzweg. Vor etwas mehr als einem Jahr begannen wir die Weichen zu stellen und sind jetzt auf dem richtigen Weg." Krammer nannte die Bestellung von Didi Kühbauer zum Trainer, Experten in dessen Team und zuletzt die Rückholaktion von Zoran Barisic als Sportdirektor. Für den scheidenden Boss sei es essenziell, mit diesem Personal weiterzuarbeiten, nannte den LASK als Vorbild. "Die haben nach dem ersten gescheiterten Anlauf an Glasner festgehalten." Durch Kontinuität würden sich auch bei Rapid wie bei den Linzern die Erfolge einstellen.

Rolle in Gesellschaft

Krammer konterte Vorwürfe, seine Amtszeit habe für verbrannte Erde gesorgt. "Kann man von verbrannter Erde mit der Stadt Wien sprechen, wenn man in Rekordzeit ein Stadion fertigstellt? Mit der Polizei, wenn man als einziger Klub eine Sondergenehmigung für die Anwendung von Pyrotechnik im Stadion hat? Mit der Liga, wenn man erwirkt hat, dass jeder Klub jetzt seine Spiele im Re-Live verwenden kann?"

Als Boss habe er klare Kante gezeigt. "Man kann nicht der Bussibär der Nation sein, wenn 1.300 Fans bei Minusgraden stundenlang festgehalten werden." Damit spielte Krammer auf den "Rapid-Kessel" an, als Auswärtsfans auf dem Weg ins Austria-Stadion im Dezember des Vorjahres an der Südosttangente stundenlang ausharren mussten. Der Fall landete vor Gericht, wo festgestellt wurde, dass die Polizeimaßnahme zu lange gedauert hatte.

Als wirtschaftliche Erfolge nannte er die gesteigerte Effizienz durch die neue Rapid-App, das interne Ticketing. Der Stadionneubau wurde gleich mehrfach hervorgehoben. Besonders stolz sei Krammer, dass die Zahl der Mitglieder in seiner Ära von 7.347 auf 16.565 gesteigert wurde. Er habe in seiner Amtszeit oft an die Fans appelliert, mitzuhelfen, das sei in großem Maße geschehen - dafür bedankte sich der Noch-Präsident. Der Umsatz sei gesteigert worden: Von durchschnittlich 21 Millionen Euro in den drei Jahren vor Krammer auf 38 Millionen unter seiner Leitung.

Der Wahlkampf

Ernst wurde der sonst lockere 59-Jährige als die Wahl am Montag zum Thema wurde. Der derzeitige Wahlkampf sei für Rapid sicherlich kein Vorteil. Man müsse einen Weg finden, einen solchen künftig zu vermeiden.

Speziell auf Rapid-Ikone Ernst Dokupil angesprochen reagierte Krammer verschnupft. Er zitierte Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl mit dem Spruch, Wahlkampf sei eine Zeit fokussierter Unintelligenz. "Was soll ich sagen. Wenn ich mir Aussagen aus der Vergangenheit anschaue, ist beim Dokupil wohl Dauerwahlkampf."

Der Ärger war schnell verflogen. Um die beiden Kandidaten um seine Nachfolge ging es nicht.

Er selbst sicherte sich vor einem Jahr eine VIP-Loge bei Rapid. Bei den Journalisten bedankte sich Krammer ausdrücklich für einen "offenen und fairen Umgang". "Das ist nicht selbstverständlich in der heutigen Medienzeit."

Die Rede weiter oben LIVE im Video.

Roland Schmid im "Heute"-Wordrap:

Martin Bruckner im "Heute"-Wordrap: