Sport

Krawalle: "Bei Familien mit Kindern entschuldigen"

Heute Redaktion
Teilen

Die Wiener Austria hat sich am letzten Spieltag der Champions League doch noch den heiß ersehnten ersten Sieg in der Gruppenphase gesichert. Das 4:1 gegen Zenit St. Petersburg war im Wiener Prater aber von Krawallen der Gästefans in Halbzeit eins und einem Greenpeace-Protest vor Spielbeginn überschattet. Von der einen Million Euro Siegprämie werden die Wiener deshalb einen gehörigen Batzen wieder an die UEFA zurück überweisen müssen.

überschattet. Von der einen Million Euro Siegprämie werden die Wiener deshalb einen gehörigen Batzen wieder an die UEFA zurück überweisen müssen.

trübte die Freude über den großen sportlichen Erfolg, der in Summe rund 15 Millionen Euro (komplette Gruppenphase) in die Austria-Kassen spülte. Auch gegen Zenit waren wieder 37.500 Zuschauer im Stadion.

Austria AG-Vorstand Markus Kraetschmer war nach dem Match wie ein Zerrissener, eilte von Interview zu Interview, um einerseits mit großer Freude über den sportlichen wie wirtschaftlichen Erfolg, andererseits aber als Veranstalter natürlich auch über die Randalierer zu sprechen. "Heute.at" stand er ebenfalls Rede und Antwort!

Heute.at: Herr Kraetschmer, eine heiße Winternacht im Wiener Prater endete mit einem historischen Sieg für die Austria. Beschreiben Sie Ihre Gefühle.

Markus Kraetschmer: Die Gruppenphase war absoluter Wahnsinn für uns, eine tolle Reise durch Europa. Atletico Madrid war zu stark, doch mit Porto und Zenit haben wir mitgehalten. Wer uns vorher gesagt hätte, dass wir fünf Punkte holen und am Ende noch siegen und dabei vier Tore erzielen, den hätten wir für verrückt erklärt. Nicht nur die Spieler, der ganze FK Austria hat tolle Erfahrungen gemacht und Erlebnisse gesammelt.

Heute.at: Die Austria darf sich weiter beweisen. In der Youth League wurde sogar das Achtelfinale erreicht. Was darf man jetzt erwarten?

Kraetschmer: Darauf sind wir ganz besonders Stolz, weil wir vor einigen Jahren die Austria-Akademie aus Hollabrunn nach Wien geholt und neu aufgebaut haben. Jetzt ernten wir hier die Früchte.

Heute.at: Wie viel Geld hat die Austria in der Champions League unterm Strich jetzt kassiert?

Kraetschmer: Wir müssen jetzt noch die Abrechnungen des Spiels gegen Zenit bezüglich Ticketing und Merchandising abwarten. Ich gehe aber von rund 15 Millionen Euro an Brutto-Einnahmen in Summe aus. Dazu gibt's natürlich eine Wertsteigerung für den Club.

Heute.at: Einen Teil des Geldes wird man aber für die Ausschreitungen wieder abgeben müssen...

Kraetschmer: Ja, leider. Als Veranstalter trifft uns das ebenfalls, nicht nur Zenit wegen Störung durch den Gastverein. Wir werden eine hohe Strafe bekommen und uns einem UEFA-Verfahren stellen müssen.

Heute.at: Bei all den strengen UEFA-Sicherheitsauflagen - wie kann so etwas passieren?

Kraetschmer: Wir hatten im Vorfeld eine tolle Zusammenarbeit mit den verantwortlichen der UEFA und von Zenit. Es gab unzählige Sicherheitsmeetings. Dass Knallkörper und Bengalen ins Stadion geschmuggelt werden, kann leider nur bedingt verhindert werden. Wir müssen uns vor allem bei den acht Verletzten und den Familien mit Kindern entschuldigen. Leider wollten einige dem Fußball schaden. Es gab im Zenit-Sektor Festnahmen. Dazu wird jetzt noch die Videoüberwachung ausgewertet.

Heute.at: Wie war es möglich, dass vor Spielbeginn die Cheerleader gegen den UEFA-Sponsor Gazprom protestierten?

Kraetschmer: Hier laufen die Ermittlungen. Offenbar wurde hier mit Ordnern zusammen gearbeitet und Akkreditierungen gestohlen. Die Aktion war durchdacht und vorbereitet. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Fairerweise muss man sagen, dass es zumindest kreativ war. Es kostet uns aber natürlich zusätzlich Geld. Die Damen wurden kurz angehalten, konnten aber flüchten. Es stand sogar ein Fluchtauto vor dem Stadion bereit.

Heute.at: Waren bei den Zenit-Krawallen während des Matches ausreichend Ordner rund um den Gästesektor postiert?

Kraetschmer: Trotz genauester Organisation und Richtlinien der UEFA kann immer etwas passieren. Wir haben uns genau an die Vorgaben gehalten, was den Umfang des Ordnerdienstes und die Bereitstellung von Polizei im Hintergrund betrifft. Alles war mit der UEFA abgeklärt. Am Ende ist das natürlich ein dunkler Fleck auf dem tollen Abend.

Heute.at: Die Austria wurde wegen Ausschreitungen in der Europa League schon einmal hart bestraft. Spielt das jetzt noch eine Rolle?

Kraetschmer: Sie sprechen das Heimspiel gegen Athletic Bilbao in der Europa League vor ein paar Jahren an. Nein, das ist verjährt, wird von der UEFA für die Bemessung des Strafmaßes nicht mehr herangezogen. Zudem hat jeder gesehen: Unsere tollen Fans hatten mit den Krawallen im Gästesektor nichts zu tun.

Michael Lechner, Ernst-Happel-Stadion