Die Kollektivvertragsverhandlungen für die Metalltechnische Industrie überraschten am Montag viele Beobachter. Zwar wurde eine rasche Einigung erwartet, dass aber die sonst kaum ohne Drohungen auskommenden Verhandlungen über etliche Runden bereits im ersten Gespräch zu einer Einigung kommen, nicht.
Das Resultat ist durchaus bemerkenswert: Arbeitgebervertreter und Gewerkschaft einigten sich nicht nur auf einen zwei Jahre laufenden Abschluss, sondern für heuer auch auf eine Lohnerhöhung unter Inflation. Das hatten zahlreiche Experten im Vorfeld noch als Tabu gesehen, nun wurde es blitzschnell Realität.
"Es war wichtig, dass wir heuer einen vernünftigen und pragmatischen Abschluss vereinbaren konnten. Die lösungsorientierte Sozialpartnerschaft zeigt damit wieder ein Lebenszeichen", erklärte Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie. "Mit dieser Einigung geben wir den Beschäftigten und Unternehmen eine Perspektive."
Einer der Chefverhandler, Reinhold Binder (PRO-GE), war am späten Montagabend zu Gast in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. "Dieses kurze Intermezzo, das täuscht", so Binder, es hab das ganze Jahr intensive Verhandlungen gegeben. Wenn man aber sehe, dass man schon wichtige Industriearbeitsplätze in Österreich verloren habe, dann sei der "Krisenabschluss" von heute "notwendig und wichtig".
Man könne nun "mit Vernunft und Sicherheit" in die Zukunft gehen, außerdem habe man einen Kaufkraftausgleich von 1.000 Euro erzielt, so Binder, der in der Vergangenheit noch erklärt hatte: "Mit den Einmalzahlungen können's scheißen gehen." Damals habe es andere Voraussetzungen wie eine Inflationsrate von zehn Prozent gegeben, so der Chefverhandler. Nun handle es sich aber um eine gute Einmalzahlung.
Die Metallindustrie sei im dritten Jahr der Rezession besonders betroffen, so Binder, und bei den erratischen Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump brauche es einen Schulterschluss. "Jetzt müssen wir in die Zukunft schauen", so Binder, der "Lichtblicke" in der Branche sehe, aber die Situation sei noch ernst und der Motor werde nicht sofort anspringen. Man müsse nun "den unsäglichen Preistreibern auf die Finger schauen".