Österreich

Kritik an Tirol: Platter spricht Fehler erstmals an

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat erstmals auf die immer heftiger werdende Kritik am Krisenmanagement des Landes reagiert.

Heute Redaktion
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Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat am Mittwochabend sein gesamtes Bundesland unter Quarantäne gestellt: "Tirol isoliert sich selbst." Gleichzeitig reagiert er auch erstmals auf die immer heftigere Kritik an seinem Krisenmanagement.

Reagiert auf Kritik

Erstmals, wenn auch sehr vorsichtig, spricht Platter auch mögliche Fehler an, die passiert sein könnten: "Das Buch jetzt von hinten zu lesen, ist leicht. Wir haben es mit einem weltweit einzigartigen Phänomen zu tun. Es ist auch keine Schande zu sagen, dass man mit den Erkenntnissen von heute durchaus noch früher Entscheidungen getroffen hätte. Nicht nur wir, sondern ganz Europa lernt tagtäglich dazu."

Was er sonst noch sagt, klingt weniger einsichtig: Tirol sei das erste Bundesland gewesen, dass den Tourismus flächendeckend gestoppt habe. Die Entscheidung, "den freiheitsliebenden Tirolerinnen und Tirolern" zu sagen, dass sie daheim bleiben sollen, sei für ihn "eine der schwierigsten" gewesen.

"Wir mussten Maßnahmen setzen, die ich mir nie hätte vorstellen können", sagt Platter. Und: "Wenn nun Kritik aufkommt, kann ich Ihnen versichern, dass wir in der jeweiligen Situation das Menschenmögliche getan haben."

Fragwürdige Entscheidungen gibt es jedenfalls mehrere und immer kristallisiert sich ein Vorwurf heraus: Die Tiroler Behörden hätten zu langsam, zu zögerlich reagiert.

Im Falle der Apres Ski-Bar in Ischgl, wo man erste Tage später auf Warnungen aus dem Ausland reagierte. Oder im Umgang mit Touristen, die dann das unter Quarantäne gestellt Paznauntal Hals über Kopf verlassen musste.

Kritik gibt es auch im Fall des jüngst unter Quarantäne gestellten Sölden: Auch hier sollen die Verantwortlichen bereits drei Tage zuvor Bescheid gewusst haben.

Auf Kritik wurde bisher eher pampig reagiert. Der Tiroler Landesrat für Gesundheit, Bernhard Tilg (ÖVP) sagte in einem ZIB2-Interview nur mehrmals: "Die Behörden haben alles richtig gemacht." Der Tiroler Caritas-Chef Georg Schrämer wiederum findet die Kritik "ekelhaft".

Ärger in Skandinavien

513 norwegische Corona-Fälle gehen auf Aufenthalte in Tirol zurück. Die Behörden dort machten öfter und offiziell per Alarmmechanismus an das Gesundheitsministerium am 8. März darauf aufmerksam. Am 9. März sei die Tiroler Landessanitätsdirektion informiert wurden, heißt es aus dem Ministerium.

Norwegen ärgert sich deshalb über das Vorgehen der Tiroler Behörden. Warum von der Warnung bis zur Quarantäne in St. Anton fünf Tage vergangen ist, das konnte bisher niemand aufklären.

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