Was als lukratives Nebenjob-Angebot begann, endete für Christian G. (Name von der Redaktion geändert) in einem finanziellen Albtraum. Über eine Online-Plattform verlor er innerhalb weniger Monate rund 69.000 US-Dollar.
Der Oberösterreicher erhielt eine WhatsApp-Nachricht von einer britischen Telefonnummer. Ein gewisser "David" bot ihm an, durch einfache Online-Tätigkeiten Geld zu verdienen. "Anfangs klang alles seriös. Es gab eine Hotline und einen Chat für Anliegen. Ich habe Geld verdient, bekam teilweise dreistellige Beträge und musste dafür nur Apps klicken", schildert der Betroffene.
Die Website zeigte einen "Kreditscore", der durch regelmäßige Einzahlungen aufrechterhalten werden musste. Bei Unterschreiten eines bestimmten Werts wurde der Account gesperrt – ein klassisches Druckmittel.
Im Vertrauen auf hohe Renditen investierte der 40-Jährige regelmäßig Geld. Insgesamt tätigte er 28 Einzahlungen auf unterschiedliche Krypto-Wallets – keine Adresse wurde dabei zweimal verwendet, was eine Rückverfolgung nun nahezu unmöglich macht. Obwohl ihm zwischenzeitlich ein Gewinn von 150.000 US-Dollar versprochen wurde, erhielt er keine Auszahlung. Stattdessen wurde er wiederholt unter Druck gesetzt, weitere Beträge zu überweisen – zuletzt 40.000 US-Dollar.
Das war der Moment, in dem Christian die Reißleine zog. "Das wäre mein finanzielle Ruin gewesen", sagt er. Um die auf der Plattform geforderten Investitionen tätigen zu können, hatte er bereits einen Kredit über 50.000 Euro bei der Bank aufgenommen. Monatlich zahlt er nun über 700 Euro zurück – voraussichtlich über Jahre hinweg. "Es ist sehr schmerzhaft; die finanzielle Belastung ist enorm", so der Betroffene.
Christian wandte sich an die Forensik-Firma "AQ Forensics GmbH". Dem Geschäftsführer Albert Quehenberger, sind solche Fälle nicht unbekannt. Er warnt eindringlich vor diesen vermeintlichen Jobangeboten. Nach der ersten Kontaktaufnahme erhalten die Betroffenen meist kleinere Geldbeträge auf ihr Konto, mit der Anweisung, einen Teil zu behalten und den Rest weiterzuleiten – oft in Kryptowährungen oder an ausländische Konten. "Viele der Opfer wissen gar nicht, dass sie Teil eines Geldwäscheprozesses werden", sagt Quehenberger.
Im Fall von Christian deutet alles auf ein kriminelles Netzwerk mit möglichen Verbindungen nach Asien hin. Die Behörden – unter anderem die Cyberabteilung der LPD Linz sowie die Staatsanwaltschaft – wurden bereits eingeschaltet. Ob der Oberösterreicher sein Geld jemals zurückbekommt, ist mehr als fraglich. Zumindest auf eine Teilrückzahlung hofft er.