Ein Rücktritt, plötzlich zwei Teamchefs gleichzeitig – samt zwei unterschiedlichen Kaderlisten. Dazu ein Social-Media-Posting, das richtig teuer wurde. Noch ehe der Afrika-Cup am Sonntag startet, wirkt das Turnier stellenweise wie eine Satire. Und das ausgerechnet in einem Gastgeberland, das zusätzlich von Protesten erschüttert wird.
Schauplatz Marokko: Seit Monaten wird das Land von Unruhen, Demonstrationen und wachsendem Frust geprägt. Viele Menschen fordern unter anderem ein besseres Gesundheitssystem, während die Politik enorme Summen in den Fußball pumpt – nicht zuletzt mit Blick auf die WM 2030, die Marokko als (Mit-)Gastgeber austragen will. Ab dem 21. Dezember kämpfen dann 24 Nationen um den Afrika-Cup-Titel, ein Turnier, das dem Kontinent eigentlich für einige Wochen Hoffnung geben soll. Stattdessen dominieren kurz vor dem Start die Schlagzeilen abseits des Rasens.
Das größte Chaos kommt aus Kamerun – und trägt den Namen Samuel Eto’o. Der Verbandsboss lag schon länger mit Teamchef Marc Brys im Streit, nach der verpassten WM-Quali wurde das als Schande gewertet, Brys sollte gehen, David Pagou übernahm. Spätestens bei der Kadernominierung eskalierte die Posse: Der Verband ließ Ex-ManUnited-Goalie André Onana und Eric Maxim Choupo-Moting außen vor, auch Stürmer Vincent Aboubakar fehlt. Als Grund kursiert ein pikantes Gerücht: Eto’o soll um seinen Torschützenrekord (56) fürchten, Aboubakar liegt bei 45. Brys, der seine Entlassung nicht akzeptiert und Eto’o öffentlich als "Narzisst" bezeichnet, legte daraufhin auch noch eine eigene 28-Mann-Liste nach – natürlich mit Onana, Choupo-Moting und Aboubakar.
Auch bei anderen Teams knirscht es. In Nigeria trat Kapitän William Troost-Ekong kurz vor dem Turnierstart ab – offiziell wegen "wiederkehrender Verletzungsprobleme", zeitlich aber mit bitterem Beigeschmack. Kurios wurde es zudem bei Titelverteidiger Elfenbeinküste: Villarreal-Profi Nicolas Pépé wurde nicht nominiert, nachdem er sich in der GOAT-Debatte auf Social Media für Lionel Messi ausgesprochen hatte – Teamchef Emerse Faé gilt hingegen als großer Ronaldo-Fan.
Und ja: Gekickt wird auch. Gastgeber und Favorit Marokko eröffnet am Sonntag gegen die Komoren, im Mittelpunkt steht PSG-Star Achraf Hakimi, der zuletzt zum Afrikas Fußballer des Jahres gewählt wurde. Zu den heißesten Titelanwärtern zählen außerdem Ägypten mit Liverpools Mohamed Salah sowie Senegal rund um Sadio Mané – ein Afrika-Cup, der erstmals über die Weihnachtszeit läuft und sportlich eigentlich alles für ein Highlight hätte.