Die israelische Luftwaffe hat am Vorabend des muslimischen Opferfestes die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Ziel seien unterirdische Anlagen für die Drohnenproduktion der militanten Hisbollah-Miliz gewesen, teilte das Militär am Donnerstagabend mit. Die Angriffe trafen den Angaben zufolge acht Gebäude an vier Standorten.
Die israelischen Streitkräfte erklärten, die Hisbollah arbeite an der Produktion Tausender Drohnen und werde dabei von iranischen Terrorgruppen angeleitet und finanziell unterstützt. Die Hisbollah habe in großem Umfang Drohnen bei ihren Angriffen auf den Staat Israel eingesetzt und wolle die Produktion in Vorbereitung auf den nächsten Krieg ausbauen.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, Israel werde "die Regeln der Waffenruhe weiterhin ohne jegliche Kompromisse durchsetzen". Er sagte, die libanesische Regierung sei direkt dafür verantwortlich, "Verletzungen der Waffenruhe und jegliche terroristischen Aktivitäten gegen den Staat Israel zu verhindern".
Von der Hisbollah gab es keine unmittelbare Stellungnahme. Ein Hisbollah-Vertreter, der anonym bleiben wollte, bestritt, dass sich an den Zielorten Drohnenproduktionsanlagen befänden. "Im Waffenruheabkommen ist ein Mechanismus zur Untersuchung von Beschwerden vorgesehen", sagte er. "Israel im Allgemeinen und Netanyahu im Besonderen wollen den Krieg in der Region fortsetzen."
Der libanesische Präsident Joseph Aoun verurteilte die Angriffe in einer offiziellen Mitteilung als "einen eklatanten Verstoß gegen ein internationales Abkommen sowie gegen die grundlegenden Prinzipien des internationalen und humanitären Völkerrechts". Er betonte, dass diese Handlungen am Vorabend eines bedeutenden religiösen Anlasses besonders verwerflich seien. Zudem warf Aoun Israel vor, den Libanon als "Briefkasten" zu nutzen, um eine Botschaft an die Vereinigten Staaten zu senden.
Es war das erste Mal seit über einem Monat, dass Israel einen Angriff auf den Rand Beiruts startete, und das vierte Mal, seit ein von den USA vermitteltes Waffenruheabkommen im November den jüngsten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah beendete. Israel verübt seitdem fast täglich Angriffe im Süd- und Ostlibanon, die nach libanesischer Auffassung einen Verstoß gegen das Abkommen darstellen.
Israelische Regierungsvertreter sagen, die Angriffe sollten eine Neuformierung der Hisbollah nach dem Krieg verhindern, der sie einen Großteil ihrer Führungsspitze und ihres Arsenals kostete.