Science

Laut Studie – "Hangry" ist ein echtes Gefühl

Es gibt tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Hungergefühl und negativen Emotionen. Diesen soll eine neue englisch-österreichische Studie belegen.

Sabine Primes
Viele verlieren schneller die Fassung, wenn sie hungrig sind.
Viele verlieren schneller die Fassung, wenn sie hungrig sind.
Getty Images/iStockphoto

Wer hungrig ist, hat häufiger mit negativen Gefühlen zu kämpfen. Diese Verbindung ist im Englischen bereits mit dem Begriff "hangry" in den Sprachgebrauch eingeflossen - als Mischung der Wörter "hungry" (hungrig) und "angry" (wütend). Britische und österreichische Forscher wollen nun mit einer App-Umfrage nachgewiesen haben, dass es diesen Zusammenhang tatsächlich gibt, wie sie im Fachjournal "PLOS ONE" berichten.

Die Forscher um Viren Swami von der Anglia Ruskin University (ARU) in Cambridge (Großbritannien) und Stefan Stieger vom Institut für Psychologie und Psychodynamik der Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems (NÖ) haben in der Studie die Angaben von 64 erwachsenen Probanden ausgewertet, die über einen Zeitraum von 21 Tagen fünf Mal am Tag per App nach ihrem Hungergefühl und Gefühlszuständen wie Ärger, Reizbarkeit und Vergnügen befragt wurden. Heraus kam, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Hungergefühl und negativen Gefühlen gibt.

Verliert das Gehirn ohne Blutzucker die Kontrolle über Emotionen?

Wo genau die Ursache für den Zusammenhang liegt, ist noch nicht geklärt. Ein möglicher Ansatz gehe davon aus, dass unser Gehirn bei einem Abfall von Blutzucker nicht mehr im gleichen Maß in der Lage ist, Emotionen zu kontrollieren, erläuterte Swami. Ein anderer lege nahe, dass wir in hungrigem Zustand anders auf äußere Faktoren reagieren und sie als störender empfinden als nach einer Mahlzeit. "Es ist wahrscheinlich eine komplizierte Kombination aus beidem", sagte Swami. Er gehe aber davon aus, dass psychologische Faktoren eine größere Rolle spielten als der Blutzuckerspiegel, dessen Einfluss in diesem Zusammenhang von verschiedenen Studien angezweifelt worden sei.

Vorteil und Zweifel

Als praktischen Nutzen sieht Swami an der Studie, dass man seine Gefühle besser einordnen könne, wenn man sich über den Zusammenhang bewusst sei. "Wenn ich wütend bin, muss ich nach der Quelle dieser Wut suchen", so der Wissenschaftler. Sei er aber "hangry", dann genüge es, etwas zu essen. Zweifel an der Aussagekraft der Studie äußerte der Professor für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie Johann Christoph Klotter von der Hochschule Fulda (Deutschland). Ursache und Wirkung seien bei dem Zusammenhang von Hunger und Ärger nicht zu trennen, sagte Klotter. Hunger könne ein Ausdruck von Ärger sein, so der Wissenschaftler im Ruhestand.

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