Nach einem tödlichen Messerangriff bei einem Streit zwischen zwei rivalisierenden Großfamilien ist am Freitag in Stade (Niedersachsen) ein 35-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht hat den Mann wegen heimtückischen Mordes schuldig gesprochen, wie eine Sprecherin mitteilte. Nach der Urteilsverkündung ist die Lage im Gerichtssaal eskaliert, die Polizei musste sogar Reizgas einsetzen.
Der tödliche Angriff hat sich bei einer Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der beiden Familien im März vorigem Jahr mitten in der Innenstadt von Stade abgespielt. Zuerst wurde ein Geschäft verwüstet, dann sind die Kontrahenten woanders erneut aufeinander losgegangen.
Bei diesem zweiten Streit, bei dem auch mehrere Autos zusammengekracht sind, hat der Angeklagte dem 35-Jährigen einen tödlichen Stich in den Kopf versetzt. Das Ganze ist passiert, obwohl die Polizei schon vor Ort war.
Hilfe bei Gewalt: Diese Anlaufstellen sind für dich da
Wenn du von Gewalt betroffen bist oder dich bedroht fühlst, stehen dir verschiedene Anlaufstellen zur Verfügung, die Unterstützung und Schutz bieten:
Frauenhelpline: 0800 222 555 (rund um die Uhr, anonym und kostenlos) Gewaltschutzzentrum: 0800 700 217 (Beratung und rechtliche Unterstützung)
Opfer-Notruf: 0800 112 112 (Hilfe und Informationen für Gewaltopfer)
Notruf des Vereins Wiener Frauenhäuser: 05 77 22 (Unterstützung und Schutzunterkünfte für Frauen)
Polizei-Notruf: 133 (sofortige Hilfe in akuten Gefahrensituationen)
Scheue dich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du bist nicht allein!
Laut Gericht war das Opfer arg- und wehrlos. Die Kammer hat festgestellt, dass der Mann unbewaffnet und mit dem Rücken zum Angeklagten neben den Polizisten gestanden ist. Eine Notwehrsituation hat es laut Gericht nicht gegeben. Anders als die Staatsanwaltschaft hat das Gericht aber nicht von niedrigen Beweggründen gesprochen. Die Tat sei eher spontan passiert.
Nach Angaben der Gerichtssprecherin ist es nach dem Urteil zu Tumulten gekommen. Ein Zuschauer hat versucht, über eine Glaswand in den Verhandlungsbereich zu kommen. Justizbeamte mussten den Angeklagten und einen Nebenkläger festhalten. Auch Reizgas ist dabei eingesetzt worden.
Bei der Auseinandersetzung in der Innenstadt sind damals noch drei weitere Männer verletzt worden. Die Polizei hat Pfefferspray verwendet, um die Beteiligten zu trennen. Die Kliniken, in denen die Verletzten behandelt wurden, hat man vorsorglich geschützt, damit es zu keinen weiteren Übergriffen kommt. Der 35-Jährige, der den Messerstich abbekommen hat, ist am nächsten Tag im Krankenhaus gestorben. Der Verdächtige war zunächst auf der Flucht, wurde aber eineinhalb Monate später in Buchholz geschnappt.