Mit kleinen Schritten und gesenktem Blick ging Büsra T. (30) am Dienstagvormittag an zahlreichen Kameras vorbei ins Landl zu ihrem Prozess – ihr Gesicht hatte die Mordverdächtige unter einem Schal versteckt. Sie soll am 21. November des Vorjahres ihre wehrlose Tochter "Melek" (Arabisch für Engel) in einem unbeobachteten Moment vor der Klinik Favoriten getötet haben. Mit leiser Stimme schilderte sie vor Geschworenen das Unbeschreibliche. "Ich wollte mein Kind loswerden und sah keinen anderen Ausweg. Der Teufel in mir hat entschieden." Sie habe ihre Tochter geliebt, erklärte sie und brach immer wieder in Tränen aus: "Ich weiß, ich bin ein Monster."
Der tapfere Ex-Freund und Kindsvater konnte in seiner Aussage aufzeigen, dass vieles, was die Verdächtige im Laufe des Verfahrens so von sich gab, in Wirklichkeit ganz anders gewesen sei. Ihre türkischen Eltern seien weit weniger streng gewesen, als sie stets behauptete. Und dass seine Familie ebenfalls stark gegen sie war, sei schlichtweg falsch. "Sie hatten sogar schon das Kinderzimmer für Melek in ihrer Wohnung vorbereitet", so der Freund.
Ebenfalls verstörend: Minuten nach der schrecklichen Tat rief die 30-Jährige ihren Partner per Video-Call an, rauchte erstmal eine Zigarette. "Sie wirkte normal und erklärte, dass sie jetzt in eine andere Station gehen müsste. Von Melek erwähnte sie nichts." Erst als der Türke hörte, dass eine Pflegerin am anderen Ende der Leitung aufgeregt zu ihr kam und sagte, das Kind sei weg, habe er sofort Verdacht geschöpft und eilte in die Klinik.
Als er kam, begann gerade der riesige Polizeieinsatz inklusive Drohen und Suchhunden. "Ich wusste, dass etwas war", erinnerte er sich. Denn die junge Mutter sei viel zu ruhig gewesen, soll sogar andere beruhigt haben. Bei ihrem Polizeiverhör erfand sie eine Lügengeschichte rund um eine Reinigungskraft, die ihr das Kind angeblich entführt hätte. Erst als man das tote Baby am Folgetag fand, gestand sie die Tat.
Verteidigerin Astrid Wagner erklärte sich ihr Handeln mit "entfesselten Gefühlsdämonen", die sie nach dem Geburtsschock keinen Ausweg haben sehen lassen. Büsra T. spach von einem "Tunnelblick", die Staatsanwältin von einer bereits aus dem Kreißsaal geplanten Tötung. Ermittlungsergebnisse und das Psycho-Gutachten von Dr. Hofmann deuteten auf einen eiskalten Mord hin. Die Geschworenen sahen es genauso, sie sprachen die Angeklagte einstimmig schuldig und verurteilten sie zu 20 Jahren Gefängnis (nicht rechtskräftig).
Unfassbar tragisch: Als Fotos des beinahe friedlich aussehenden toten Babys im Müllsack gezeigt werden, stockte allen im Saal der Atem. Die Angeklagte senkte langsam den Kopf nach unten und konnte den Anblick nicht mehr ertragen. Im Gefängnis hat sie nun lange Zeit, um über ihr Handeln nachzudenken…