Österreich

Lenker vor Gericht: Radler Bein abgerissen, er starb

Nach dem grauenvollen Unfall im Mai, bei dem einem Radfahrer ein Bein abgerissen worden war, musste heute der 26-jährige Unfalllenker vor Gericht.

Heute Redaktion
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Der furchtbare Verkehrsunfall mit einem Toten im Bezirk Melk hatte im Mai für Schlagzeilen gesorgt: Am Freitag, 10. Mai, wurde in der Früh auf der Atzelsdorferstraße in Blindenmarkt (Melk) ein abgerissener Unterschenkel gefunden. Die alarmierte Polizei fand in der Folge, rund 80 Meter vom Unterschenkel entfernt, die Leiche eines 34-jährigen Oberösterreichers. Der Rennradfahrer war am Donnerstagabend, nach Einbruch der Dunkelheit, von einem 26-jährigen Audi-Lenker aus dem Bezirk Amstetten erfasst worden, der Unfalllenker fuhr einfach weiter.

"Glaubte, Reh erwischt zu haben"

Doch noch am Freitagabend stellte sich der 26-Jährige bei der Polizei, gab bei der ersten Einvernahme an, in den Online-Medien davon gelesen und geglaubt zu haben, ein Reh oder ein anderes Tier erwischt zu haben.

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der 26-Jährige zu schnell auf nasser Fahrbahn gefahren sein soll, zudem soll der Lenker abgelenkt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten erhob Anklage wegen des Verdachtes der grob fahrlässigen Tötung.



Geständnis bei Prozess


Am heutigen Dienstag musste der Unfalllenker auf die St. Pöltner Anklagebank. "Es ist eine Tragödie", betonte Staatsanwalt Leopold Bien. Der Biker war zwar bei Dunkelheit unterwegs, hatte aber reflektierende Kleidung an. Der Angeklagte zeigte sich geständig, gab zu müde und unaufmerksam gewesen zu sein. "So zwischen 80 und 100 km/h fuhr ich, war aber nicht alkoholisiert", so der 26-Jährige. Nach dem "Tuscher" hab er in den Rückspiegel geschaut, aber nichts gesehen. "Ich dachte eben an ein Reh, am nächsten Tag hörte ich im Radio von dem Unfall und ging zur Polizei."

Lokalaugenschein im Frühjahr

Laut Zeugen (eine junge Frau und ein Berufsschullehrer) war der Radfahrer zwar sichtbar, aber sehr schlecht bzw. im letzten Moment. "Es war eigentlich Zufall, dass ich ihn gesehen habe", so der Pädagoge. Der Prozess wurde vertagt. Denn: Bei einem Lokalaugenschein soll die Situation genau nachgestellt werden. Vermutlich wird der Lokalaugenschein erst im Frühjahr stattfinden (Anm.: um die Verhältnisse möglichst detailgetreu nachzustellen - der Unfall war im Mai).