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Letzte magische Nacht im legendären Calderón?

Das Champions League-Halbfinale gegen Real Madrid wird der internationale Abschied vom Estadio Vincente Calderon.

Heute Redaktion
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"Atletico eliminiert im letzten Champions League-Spiel im Calderón Real und Fernando Torres markiert den Siegtreffer." Was sich ein Atleti-Fan nach der Auslosung auf Twitter ausmalte, scheint nach dem Hinspiel, das 0:3 verloren ging, doch eher unwahrscheinlich.

Doch selbst wenn Atletico zum vierten Mal innerhalb von vier Jahren – davon zweimal im Endspiel – vom Stadtrivalen der Titelträume beraubt wird: Der CL-Abend im Vicente Calderón wird ein unvergesslicher. Weil es der Letzte ist.

Nach mehr als 50 Jahren wird der Verein ab Sommer nicht mehr inmitten seiner Anhänger daheim sein. Moderner, grösser: Auch Atlético fügt sich der Kommerzialisierung. Es wird ruhiger im Süden Madrids, wenn die Identität des Clubs in eine modernere Arena verpflanzt und die in die Jahre gekommene, aber mit unvergleichlichem Charme versehene Kultstätte abgerissen und das Grundstück mit Wohnungen versehen wird.

Umzug ins Wanda Metropolitano

Während im und um den Club die Wehmut zelebriert und Abschied genommen wird, steht die Ankunft der neuen Hausherren kurz bevor. 1994 als Leichtathletik-Arena eröffnet und während zehn Jahren als solche in Betrieb, wurde das Olympiastadion 2004 stillgelegt. Mitunter, weil sich der Traum von den zweiten Sommerspielen nach 1992 bislang nicht erfüllte.

Ungeachtet einer erfolgreichen Kandidatur einigten sich Atlético und die Stadt 2007 auf den Umbau und Umzug in das 16 km nordöstlich gelegene und rund 73.000 Zuschauer fassende Stadion, das auf den Namen Wanda Metropolitano getauft wurde. Damit kehrt der Club zumindest in Bezug auf den Stadionnamen zu seinen Wurzeln zurück. Bis zum Umzug ins Calderón 1966 war Atletico im Metropolitano zu Hause. Wanda stammt von einem chinesischen Unternehmen, das Teile des Aktenpakets von Atlético besitzt.

Atletico ohne das Calderón und in einem anderen Stadtteil – kaum vorstellbar, aber Teil der Vergangenheit. Sowohl das Metropolitano als auch sein Vorgänger, das Estadio de O'Donnell, waren nicht im Süden beheimatet. Das ist ein Teil der Vereinsgeschichte, den viele nur noch vom Hörensagen oder Lesen kennen, auch Fernando Torres: "Ich weiss durch meinen Grossvater vom Metropolitano, es ist ein wunderschöner Name und für alle mit Atlético im Blut sehr emotional."

Wo Atletico ist, sind auch die Emotionen

Emotionen. Denn wie auch immer es am neuen Ort sein wird: Wo Atlético ist, dort sind auch die Emotionen, auf dem Platz, an der Seitenlinie und nicht zuletzt auf den Rängen. Auch beim letzten CL-Abend werden die stürmischen, stolzen und leidenschaftlichen Anhänger singen, als gäbe es kein Morgen, für eine Gänsehaut-Atmosphäre sorgen und dem Stadion einen würdigen Abschied aus der Königsklasse bescheren.

Richtig schmerzen wird der Abschied Ende Monat, wenn das marode, aber charmante Stadion seine Tore endgültig schliessen wird. Oder um es in den Worten von Stürmer Fernando Torres zu sagen: "Mein Leben und meine Erinnerungen sind alle mit dem Calderón verknüpft. Meine grössten Tage, als Fan und als Spieler, habe ich in diesem Stadion erlebt." (Heute Sport)