Fashion and Beauty

"Beschämend und faul" – Shitstorm wegen Levi's-Models

Der Jeanshersteller Levi's hat für die neue Kampagne künstliche Intelligenz zu nutze gemacht – und verärgert damit die Netzgemeinde.

Christine Scharfetter
Diese Models sind keine echte Menschen, sondern wurden von dem niederländischen Unternehmen Lalaland.ai mittels einer künstlichen Intelligenz erschaffen.
Diese Models sind keine echte Menschen, sondern wurden von dem niederländischen Unternehmen Lalaland.ai mittels einer künstlichen Intelligenz erschaffen.
Lalaland.ai

Ob Models mit Down-Syndrom oder Plus-Size-Models: In den letzten Jahren gibt es in der Modebranche verschiedenste Bestrebungen, die Szene inklusiver zu gestalten. Einen neuen Weg geht nun Levi’s. Das amerikanische Denim-Unternehmen hat kürzlich angekündigt, neben menschlichen Mannequins auch KI-generierte Models zu zeigen. Der Jeanshersteller beschreibt den Schritt als Teil eines Wegs zu "einem vielfältigen und inklusiveren Kundenerlebnis".

Noch in diesem Jahr will Levi's mit dem Unternehmen Lalaland.ai erste Tests mit dieser Technologie durchführen und echte Menschen mit KI-generierten Modellen ergänzen. 

"Hyper realistische" Models

Lalaland.ai wurde 2019 in Amsterdam gegründet und nutzt künstliche Intelligenz, um täuschend echte Modelle von Menschen zu erstellen. Es handelt sich laut Website um "hyper realistische" Models mit verschiedenen Kleidergrößen, unterschiedlichem Alter und zahlreichen Hautfarben. Zum aktuellen Kundenstamm des KI-Unternehmens gehören bereits bekannte Marken wie Calvin Klein und Tommy Hilfiger.

Ersetzt KI den Menschen?

Mit den Avataren wolle das Tech-Unternehmen ein inklusiveres, persönlicheres und nachhaltigeres Einkaufserlebnis für Modemarken, Einzelhändler und Kunden schaffen, heißt es in der Medienmitteilung von Levi's. Allerdings merkt Levi's Managerin Amy Gershkoff Bolles, Global Head of Digital, auch an: "KI wird nie vollständig unsere menschlichen Models ersetzen, aber wir freuen uns über die potenziellen Möglichkeiten, die wir dadurch unseren Kunden bieten können."

Künstlich erzeugtes Model für Levi's.
Künstlich erzeugtes Model für Levi's.
Levi Strauss & Co.

Normalerweise könne auf der Website nur ein Modell pro Produkt angezeigt werden. Kundinnen wünschen sich aber Models, die aussehen wie sie. Durch die KI-Unterstützung sei man hier nicht nur wesentlich flexibler, sondern auch schneller, damit Kundinnen die Kleidung an Körpern sehen, die ihren ähneln, so die Erklärung von Bolles.

Selbst Experten kritisieren die Idee

Dieser Schritt zu KI-generierten Models wird aber nicht von allen als inklusiv wahrgenommen. Besonders auf Social Media stößt das Modehaus auf fast ausschließlich negative Kommentare zur Kampagne. "Ihr könntet einfach diverse Models engagieren, die zeigen, wie eure Jeans wirklich an Menschen sitzen", findet ein Twitter-User.

"Ihr könntet einfach diverse Models engagieren, die zeigen, wie eure Jeans wirklich an Menschen sitzen."

Viele User werfen Levi’s vor, nicht verstanden zu haben, worum es bei Inklusivität überhaupt geht. "Es gibt Tausende diverser Models für euren Brand. Das ist einfach faul", heißt es.

Auch Tech-Journalist und Entwickler Scott Hanselmann schaltet sich bei der Debatte ein und kommentiert: "Das ist genau das, wofür man künstliche Intelligenz nicht einsetzen sollte. Hier wird vermieden, People of Color echte Jobs zu geben, stattdessen will man Diversität einfach durch Algorithmen erreichen. Beschämend und faul!"