Genuss

Hier backen jetzt ukrainische Omas und Opas für dich

In der Vollpension in der Wiener Innenstadt verwöhnen uns geflüchteten Seniorinnen und Senioren aus der Ukraine mit ihren Familienrezepten.

Christine Scharfetter
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Die geflüchteten Omas aus der Ukraine können sich mit dem Backen nicht nur Ablenken, sondern auch habe auch neue Freunde gefunden – und wieder ihr Lächeln.
Die geflüchteten Omas aus der Ukraine können sich mit dem Backen nicht nur Ablenken, sondern auch habe auch neue Freunde gefunden – und wieder ihr Lächeln.
Vollpension

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause öffnet das Generationencafé Vollpension in der Musik und Kunst Privatuniversität, in der Johannesgasse 4A, in der Wiener Innenstadt endlich wieder. Doch damit noch nicht genug, mit der Wiedereröffnung am 11 Juni gibt es auch eine besondere Neuerung: Sechs ukrainische Seniorinnen und Senioren werden dort nach ihren Familienrezepten backen.

Ablenkung und ein Lächeln auf den Lippen

Die Vollpension schafft seit 2015 Jobs für Seniorinnen und Senioren, die sich geringfügig etwas zu ihrer oft kleinen Pension dazuverdienen und dabei in Austausch mit jungen Menschen kommen. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine entstand die Idee, Arbeitsplätze für aus der Ukraine geflüchtete Seniorinnen und Senioren zu schaffen, um so neben finanzieller Unterstützung auch die Inklusion zu fördern.

    Die Vollpension in der Wiener Innenstadt hat wieder offen und bietet gleich sechs geflüchteten Omas und Opas einen Job, Abwechslung und neue Freunde.
    Die Vollpension in der Wiener Innenstadt hat wieder offen und bietet gleich sechs geflüchteten Omas und Opas einen Job, Abwechslung und neue Freunde.
    Vollpension

    "Wir eröffnen ab dem 11. Juni an Samstagen und Sonntagen unser, seit zwei Jahren pandemiebedingt geschlossenes, Generationencafé in der Musik- und Kunstuni im ersten Bezirk wieder. Das haben wir kurzerhand zum Anlass genommen, zehn geringfügige Arbeitsplätze für geflüchtete Seniorinnen und Senioren zu schaffen, sechs davon konnten wir auch schon besetzen. Sie bereichern das Vollpension-Angebot im Generationencafé ab jetzt mit süßen und salzigen Köstlichkeiten aus ihrer Heimat und finden ein bisschen Ablenkung, Austausch und Anschluss", sagt Moriz Piffl-Percevic, Co-Gründer der Vollpension.

    Trinkgeld als Lohn

    Leider hat die Initiative der Vollpension auch einen bitteren Beigeschmack: Denn verdienen Geflüchtete mehr als 110 Euro im Monat dazu, verlieren sie ihre Grundversorgung in der Höhe von 250 Euro. Die Seniorinnen und Senioren können deshalb nicht so viel mitbacken, wie sie gerne möchten.

    Doch auch dafür haben die Gründer der Vollpension einen Plan: "Eine Möglichkeit, die wir gerade überprüfen ist ein Vollpension Trinkgeldfonds. Das schaut so aus, dass alle bei uns mit den Omas aus der Ukraine solidarisch sind: Wir werden das Trinkgeld also so aufteilen, dass für unsere Kollegen trotz der Restriktionen eine faire Entlohnung rauskommt. Und wie ich unsere Gäste kenne, werden sie diese Initiative noch zusätzlich unterstützen. Wir haben jetzt mehrere Wochen auf eine vernünftige Lösung für den Zuverdienst seitens der Politik gehofft, wollen jetzt aber endlich ins Tun kommen und nicht mehr länger zuwarten", so Julia Krenmayr, Mitgründerin des Generationencafés.

    Neuer Alltag, neue Freunde

    Dass die kleine Geste eine große menschliche Wirkung hat, beweist die Geschichte von Frau Zoya. Sie ist aus Kiew vor dem Krieg geflüchtet und jetzt Teil des Teams der Vollpension: "Der Krieg, die Flucht und die Ankunft waren und sind eine Herausforderung. Aber meine Arbeit hier in der Vollpension erleichtert mir meinen neuen Alltag. Ich habe Freundinnen gefunden, einen Ort wo ich mich wohlfühle, an dem ich die Stadt, die Kultur und die Menschen kennenlernen darf."

    8 Omas vom Dienst gesucht

    Neben weiteren ukrainischen Backomas werden auch noch bis zu acht Seniorinnen-Arbeitsplätze für sogenannte Omas und Opas “vom Dienst” rund um die Wiedereröffnung geschaffen. "Wer gerne mit Jungen kommuniziert, Anschluss sucht und sich zur schmalen Pension was dazuverdienen möchte, kann sich unter www.vollpension.wien/jobs bewerben. Gastroerfahrung ist von Vorteil aber kein Muss. Darüber hinaus kann sich Servicepersonal egal welchen Alters bewerben. Wie vielen Gastrounternehmen fällt auch uns die Personalsuche nach der Pandemie schwerer als zuvor, zumindest bei den Jungen, wie’s scheint haben sich viele in den letzten zwei Jahren umorientiert", so Krenmayr.

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