Gesundheit

Impfpflicht-Aus – Experte in großer Sorge

Die Abschaffung der Impfpflicht ist beschlossene Sache. Für Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter ist sie von vornherein ein "Schuss ins Knie".

Christine Scharfetter
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Der Epidemiologe Hans-Peter Hutter sieht in dem Impfpflicht-Aus ein Kommunikationsdesaster.
Der Epidemiologe Hans-Peter Hutter sieht in dem Impfpflicht-Aus ein Kommunikationsdesaster.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Es war ein gefühlt ewiges Hin und Her – bis jetzt. Nachdem am 5. Februar 2022 in Österreich eine allgemeine COVID-19 -Impfpflicht eingeführt wurde, kam es nur einen Monat später wieder zu Aussetzung dieser und jetzt zu einem endgültigen Aus.

"Höflich formuliert, ein Schuss ins Knie, ein Kommunikationsdesaster", urteilt Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter im Gespräch mit "Heute". Er wäre nie mit der Impfpflicht einverstanden gewesen, maximal vielleicht für spezielle Berufsgruppen, die mit Personen aus vulnerablen Gruppen arbeiten. Doch das ewige Hickhack darum habe Österreich nicht näher, sondern einen Schritt weiter weg von dem wichtigen Ziel, möglichst viele Menschen zu impfen, gebracht.

"Sagen, dass wir die Impfung gar nicht brauchen."

"Das Ganze ist dort gelandet, wo es nicht hin soll", so der Facharzt der MedUni Wien. Mit der Abschaffung der Impfpflicht vermittle man jetzt erst recht ein falsches Bild: "Damit sagen wir im selben Atemzug, dass wir die Impfung gar nicht brauchen." Das sei vor allem im Bezug auf die Bereitwilligkeit der Bevölkerung bei den Maßnahmen oder eben der Impfung noch mit zu machen, eher kontraproduktiv. 

Risiko für neue Varianten steigt

Am Ende bedeute eine geringe Impfbereitschaft auch ein niedrigere Immunlage. "Dadurch haben wir mehr Hospitalisierungen – noch dazu im Sommer, wenn ohnehin auch in diesen Berufsgruppen viele auf Urlaub sind – und dem Virus die Pforten geöffnet." Dieses könne sich bei schwindender Immunität schneller verbreiten und aufgrund mangelnder Reise-Maßnahmen, wie Tests oder den Grünen Pass, einfach von A nach B reisen. Schließlich hätten derzeit viele ausgerechnet die Subvariante BA.5 im Gepäck, die am Mittwoch bereits zu über 10.000 Neuinfektionen geführt hatte.

Dadurch könne sich das Virus auch diffus verbreiten und stark verändern. "Was eine wesentliche Stellschraube für die Zukunft ist. Je mehr das Virus zirkuliert, je mehr sich anstecken, desto mehr Möglichkeit hat das Virus, sich zu verändern und zu mutieren." Damit wachse die Wahrscheinlichkeit für eine weitere hochinfektiöse Variante und weitere Wellen, erklärt der Fachmann.