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Darum waren die Ärmchen des T-Rex so kurz

Seit Jahrzehnten rätseln Forschende über die Gründe, weshalb der Tyrannosaurus Rex so kurze Arme hatte. Nun liefert ein Paläontologe eine Antwort.

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Im Vergleich zu seinem Körper und seinen gefährlichen Zähnen hatte der Tyrannosaurus erstaunlich mickrige Arme.
Im Vergleich zu seinem Körper und seinen gefährlichen Zähnen hatte der Tyrannosaurus erstaunlich mickrige Arme.
Getty Images/iStockphoto

Es gibt wohl kein furchteinflößenderes Raubtier als den Tyrannosaurus Rex. Der Fleischfresser war 14 Meter lang und allein sein Kopf maß riesige 1,5 Meter. In seinem gigantischen Maul warteten rund 60 scharfe Zähne mit einer Länge von fünf bis 18 Zentimeter nur darauf, die Beute in Stücke zu zerreißen.

Doch etwas irritiert seit Jahrzehnten an dem Giganten der Kreidezeit: die buchstäblich armseligen Ärmchen.

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    Der Tyrannosaurus Rex, der vor 68 bis 66 Millionen Jahren in Nordamerika und Asien lebte, war eine beeindruckende Kreatur.
    Der Tyrannosaurus Rex, der vor 68 bis 66 Millionen Jahren in Nordamerika und Asien lebte, war eine beeindruckende Kreatur.
    Getty Images/iStockphoto

    Kann das sein?

    Sie maßen gerade einmal einen Meter. Übertragen auf einen 1,80 Meter großen Menschen würde das Arme von nur 13 Zentimeter Länge bedeuten. Als der Paläontologe Barnum Brown 1900 den ersten T-Rex entdeckte, konnte er sich nicht vorstellen, dass die winzigen Ärmchen zum gleichen Skelett gehörten.

    Auch der US-Paläontologe Kevin Padian hatte lange keine Antwort darauf, weshalb das so ist. Auf entsprechende Fragen seiner Studentinnen und Studenten in seinen Seminaren antwortete er für gewöhnlich: "Niemand weiß es." Doch die Frage ließ ihm keine Ruhe. Der inzwischen emeritierte Professor suchte einen neuen Erklärungsansatz, wie er im Fachjournal "Acta Palaeontologia Polonica" schreibt. Er wollte herausfinden, welche Vorteile so kurze Arme dem T-Rex bringen könnten.

    Hätten sich gegenseitig die Arme abgebissen

    Auf eine interessante Spur brachte Padian eine neue Studie von Forschern des amerikanischen Bureau of Land Management. Demnach jagten Tyrannosaurier möglicherweise nicht alleine, sondern in Rudeln – ähnlich wie Wölfe. Diese Erkenntnis brachte Padian auf eine neue Spur. Wenn die Raubtiere gemeinsam jagten, dann fraßen sie wohl auch gemeinsam. Und wenn mehrere solcher Giganten ihre Beute zerrissen, war es möglicherweise von Vorteil, so kurze Arme zu haben.

    "Was, wenn sich mehrere ausgewachsene Tyrannosaurier um einen Kadaver versammelten? Es gab dort eine Menge riesiger Schädel mit unglaublich kräftigen Kiefern und Zähnen, die direkt neben dir herzhaft ins Fleisch und die Knochen reinbissen", erklärte Padian in einer Mitteilung. "Und wenn dein Freund neben dir fand, dass du ihm etwas zu nahe kommst? Er hätte dich vielleicht vertrieben, indem er dir einen Arm abbiss."

    Tatsächlich wurde bei Reptilien wie Krokodilen oder Alligatoren beobachtet, dass sie in einem Fressrausch aus Versehen die Gliedmaßen ihrer Artgenossen abrissen. Falls bei den Tyrannosauriern eine ähnliche Gefahr bestand, wären kurze Arme also eher hilfreich gewesen. "Es wäre von Vorteil gewesen, wenn die Gliedmaßen geschrumpft wären, da sie für den Beutefang sowieso nicht benötigt wurden", so Padian.

    Auch andere Raubsaurier hatten kurze Arme

    Die Urahnen des T-Rex hatten dagegen deutlich längere Arme. Da die Evolution Lebewesen robuster und überlebensfähiger für ihren Lebensraum macht, kann davon ausgegangen werden, dass das Schrumpfen der Arme den Raubsauriern irgendeinen Vorteil bringen musste. Padian merkte dazu an, dass auch die Abelisaurier und Carcharodontosaurier, die in einem anderen Zeitabschnitt andere Gegenden der Erde bevölkerten, ebenfalls so kurze Arme hatten.

    Doch so einleuchtend die Theorie auch sein mag, einen Beweis dafür wird es – wie für alle anderen auch – kaum jemals geben, wie der Paläontologe selber zugibt. Schließlich ist es 66 Millionen Jahren her, seit der letzte T-Rex auf der Erde Schrecken verbreitete.