Sport

Liga wusste seit 2010 über Verbindung zur Wettmafia

Heute Redaktion
Teilen

Benjamin Best, preisgekrönter Journalist und Experte in Sachen Wettbetrug im Fußball, übt schwere Kritik an der österreichischen Bundesliga. Laut dem Buchautor war der Liga und den Behörden schon seit Jahren bekannt, dass Sanel Kuljic ein Naheverhältnis zur Wettmafia pflegt. Nur tat niemand etwas dagegen.

In seinem Buch "Der gekaufte Fußball - Manipulierte Spiele und betrogene Fans" kommt auch das Kapitel Österreich nicht zu kurz. Mit dem großen Wettskandal 2009 wurde von der Staatsanwalt Bochum aufgedeckt,  dass selbst Spiele in der höchsten österreichischen Spielklasse zugunsten krimineller Interessen geschoben werden . "Ein Punkt ist sicher der, dass dort nicht diese Gehälter gezahlt werden wie zum Beispiel in Deutschland. Das macht Spieler natürlich anfällig", erklärte Best gegenüber "Sky".

ÖFB und Bundesliga wussten Bescheid

Laut Best war Kuljic ein ideales Opfer. "Wir wissen, , immer wieder Geldprobleme, er soll spielsüchtig sein - das sind Faktoren, die der organisierten Kriminalität in die Hände spielen, wenn sie auf der Suche nach Spielern sind, die sie für ihre illegalen Machenschaften ausnutzen können." Dem Buchautor war der Name des Ex-Teamspielers schon länger geläufig. "Der Name Kuljic ist jetzt kein Name, der jetzt plötzlich hochpoppt, der steht auch in den Akten der Staatsanwaltschaft Bochum. Von daher bin ich nicht verwundert, dass es Wettbetrug und manipulierte Spiele in Österreich gibt."

Der Experte in Sachen Betrug im Sport versteht nicht, wieso deshalb in Österreich nicht schon früher gehandelt wurde. "Der Verband und die Funktionäre in Österreich wissen schon seit Jahren, was da vor sich geht", so Best, der auch nicht glaubt, dass die Behörden vom überrascht wurden. "Absolut nicht, die Fakten sprechen eine andere Sprache. Ich weiß auch, dass der Verband dort schon seit mindestens drei Jahren Bescheid weiß. Der Verband hatte einen Prozessbeobachter in Bochum - also so ganz aus heiterem Himmel kommt das nicht."

"In Österreich ist lange Jahre nichts geschehen"

Das wirft natürlich etliche Fragen auf. Haben die Behörden und auch die Liga bewusst weggesehen? "Was ich aus Österreich immer wieder höre, ist, dass es keine Beweise gibt, keine hundertprozentigen Nachweise. Das stimmt so, das ist natürlich eine Schwierigkeit, die auch die Ermittler haben, die auch die Verbände haben. Aber es gibt Beispiele wie den DFB, wo Spieler gesperrt wurden, auch wenn es keine hundertprozentigen Beweise gibt. In Österreich ist lange Jahre nichts geschehen und jetzt fällt ihnen dieses Thema so ein bisschen auf die Füße", glaubt Best.

Für den Buchautor ist auch weniger die Polizei als die Bundesliga das Problem, weshalb die Aufklärung so träge vorankommt. "Die Frage ist, wie weit wollen es die Verbände? Wir wissen, dass sich Sanel Kuljic mit einem der Drahtzieher im Bochum-Prozess getroffen hat. 2010 hat er das in einer Vernehmung so mitgeteilt. Es ist nichts passiert. Warum das so ist, weiß man nicht. Eine aktive Bekämpfung des Wettsumpfes sieht anders aus. Das, was die Österreicher machen, ist kein gutes Beispiel", kritisiert Best.

Aufklärung gefordert

Er fordert, dass der Straftatbestand Sportbetrug endlich Einzug in die Gesetzbücher findet. Außerdem müsse zur Bekämpfung der Wettmafia mehr Aufklärung betrieben werden. "Wenn man sich vor Augen hält, dass man auf dem asiatischen Markt eine sechsstellige Summe auf die zweite österreichische Liga setzen kann…viele Spieler wissen das gar nicht, viele Vereine und Funktionäre wissen das gar nicht. Dort muss man ansetzen. Man muss die Spieler aufklären, aber auch die Funktionäre und Trainer."