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Linger-Brüder im Talk: "Einer alleine zählt nichts"

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures

Am Mittwoch starten Andreas und Wolfgang Linger die Jagd auf ihr drittes Olympia-Gold. Im Bob- und Rodelzentrum Sanki steht die Entscheidung im Rodel-Doppelsitzer auf dem Programm. Davor nahmen sich die beiden Tiroler Zeit für ein ausführliches Interview mit "Heute.at".

Am Mittwoch starten Andreas und Wolfgang Linger die Jagd auf ihr drittes Olympia-Gold. Im Bob- und Rodelzentrum Sanki steht die Entscheidung im Rodel-Doppelsitzer auf dem Programm. Davor nahmen sich die beiden Tiroler Zeit für ein ausführliches Interview mit "Heute.at".

Bringen wir die unweigerliche Frage gleich hinter uns. Ist eine dritte Goldmedaille in Folge möglich?

Wolfgang Linger: "Möglich ist sie auf jeden Fall, aber die anderen schlafen nicht. Im Weltcup haben einige andere Nationen, vor allem die Deutschen, aufgezeigt. Unser ehrgeiziges Ziel ist es natürlich eine Medaille zu machen. Aber es wird richtig schwierig."

Somit ist das olympische Motto "Dabeisein ist alles" für euch nur eine leere Hülse?

Wolfgang Linger: "Aus sportlicher Sicht ja, denn man trainiert ja den ganzen Sommer dafür. Wenn man sich dann für die Spiele qualifiziert hat, denkt sich niemand, dass es völlig egal ist wie es in Sotschi läuft. Ich will alles geben, möglichst schnell sein und vorne mitfahren."

Wen seht ihr im Jahr öfter - den Bruder oder die Ehefrau?

Andreas Linger: "Es sind schon die Frauen. Wir verbringen schon viel Zeit beim Training und den Wettkämpfen. Aber dank unserer Erfahrung gelingt es uns ganz gut, alles unter einen Hut zu bekommen. Grundsätzlich sind wir viele Wochen im Jahr gemeinsam unterwegs und das ist für einen Lebenspartner nicht einfach. Aber das war ja bereits im Vorfeld jedem bewusst und es ist ja auch nicht so, dass wir noch 20 Jahre weiterfahren werden."

Habt ihr noch Geheimnisse voreinander?

Andreas Linger: "Wir trennen das relativ gut. Auf sportlicher Seite wissen wir alles übereinander. Als Brüder kennen wir uns natürlich gut und jeder weiß wie der andere tickt. Aber jeder hat auch sein Privatleben."

Wer sucht aus, wenn ihr euch das Zimmer teilt, was im Fernsehen gespielt oder welche Musik gehört wird?

Wolfgang Linger: "Wir haben zum Glück einen sehr ähnlichen Geschmack, deshalb gibt es da nur sehr selten Streitereien."

Ist es für euch nervig, immer nur als Brüder-Paar wahrgenommen zu werden?

Andreas Linger: "Nein, wir sind so groß geworden und für uns ist das nicht abwertend. Zu meinem Erfolg gehört der Wolfgang dazu, weil ich alleine nichts zähle."

Stand je zur Diskussion, dass ihr mal mit einem anderen Partner startet?

Andreas Linger: "Überhaupt nicht. 2005, also ein Jahr vor unserem ersten Olympia-Sieg in Turin, war der Wolfi schwer am Bein verletzt. Da bin ich zwar von anderen angesprochen worden, aber da gab es für mich keine Diskussion. Schon allein aus technischer Sicht ist es schwierig, weil der Schlitten sehr genau auf uns abgestimmt ist."

Ist es schwieriger vorne oder hinten zu sitzen?

Wolfgang Linger: "Das kann man nicht bewerten, weil jeder seine Aufgaben hat. Schwieriger ist das Zusammenspiel mit dem Partner."

Wenn ihr die Positionen tauschen würdet, hättet ihr also keine Chance?

Wolfgang Linger: "Ich würde gar nicht in seinen Sitz hineinpassen. Diese Rodel ist ein Prototyp, bei der alles genau angepasst wurde, damit man möglichst wenig Luftwiderstand hat. Wir sind schon immer so gefahren. Und weil das relativ schnell zu Erfolgen geführt hat bestand auch nie ein Grund etwas daran zu ändern."

Wie entscheidet sich, wer Ober- oder Untermann ist?

Wolfgang Linger: "Grundsätzlich sitzt der Größere vorne. Im Windkanal wird dann daran gefeilt, dass das Gesamtpaket möglichst kompakt ist."

Wieviel kostet eigentlich eure Rodel?

Wolfgang Linger: "Der rein materielle Wert beläuft sich auf ein paar tausend Euro. Aber wenn man die Entwicklung dazurechnet, muss man noch einen Nuller dazutun. Manche Teile am Schlitten haben aber für uns einen speziellen Wert. Zum Beispiel die Laufschienen, die den direkten Bodenkontakt herstellen. Wir haben ein Paar, das wir nur bei den Olympia-Rennen und Weltmeisterschaftsläufen verwenden. Das ist für uns unersetzbar."

Sebastian Vettel gibt seinen Rennautos Namen, macht ihr das auch mit eurem Schlitten?

Wolfgang Linger (lacht): "Nein, daran haben wir noch nie gedacht."