Wirtschaft

Supermärkte-Chef tobt: "Da kämpfen wir brutal dagegen"

Die Teuerung ist längst bei Supermarkt-Kunden angekommen. Rewe-Chef Lionel Souque tobt: Gierige Konzerne würden die Preise noch zusätzlich antreiben.

Roman Palman
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Lionel Souque ist Vorstandsvorsitzender der Rewe Group.
Lionel Souque ist Vorstandsvorsitzender der Rewe Group.
Oliver Berg / dpa / picturedesk.com

Nicht nur in Österreich, auch bei unseren deutschen Nachbarn muss sich das gemeine Volk wohl auf noch höhere Lebensmittelpreise einstellen. Dahinter stecken aber offenbar nicht nur gestiegene Energie-, Rohstoff-, Logistik- und Personalkosten, sondern offenbar auch die Profitgier großer Konzerne. Gerade große Lieferanten würden gerne weiter an der Preisschraube drehen, beklagt der Vorstandsvorsitzende der deutschen Rewe Group, Lionel Souque (51), am Mittwoch bei der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf.

"Winken nicht jede Preiserhöhung durch"

Sein Handelskonzern sehe sich selbst mit immer höheren Preisforderungen konfrontiert. Zurzeit würden seinen Supermarkt-Ketten – in Österreich etwa Billa und Penny – wöchentlich neue Preiserhöhungen durch die Hersteller angekündigt. Doch viele haben offenbar die Rechnung ohne Souque gemacht: "Wir winken nicht jede Preiserhöhung durch, sondern prüfen, ob sie nachvollziehbar ist".

Ein Großteil der internationalen Hersteller seien bloß Trittbrettfahrer, die die aktuelle Preiswelle zu eigenen Gunsten bis an die Spitze surfen wollen. "Viele Multis machen mehr Dividenden-Ertrag als im letzten Jahr", kritisiert der Top-Manager und stellt auf Blockade: "Da kämpfen wir brutal dagegen". Nicht alle Steigerungen wolle man an die eigenen Kunden weitergeben, selbst wenn es Einschnitte bei der eigenen Gewinnmarge bedeute.

Der 51-Jährige betonte dabei auch, dass Rewe den dramatischen Anstieg der Energiekosten selbst hart zu spüren bekomme. Für einen Supermarkt mit rund 1.000 Quadratmetern Fläche seien die Strom- und Gasrechnungen von vormals 80.000 Euro jährlich auf 140.000 Euro explodiert.

Edeka legt sich mit US-Riesen an

Die Probleme kennt auch Markus Mosa, Chef des deutschen Diskonters Edeka: "Es werden nicht selten völlig überzogene Preiserhöhungen gefordert – oft ohne nachvollziehbaren Grund!", kritisierte er die Konsumgüter-Konzerne schon vor Monaten. Immer wieder kommt es deshalb zu heftigen Streits der Supermarkt-Kette mit den Herstellern, deren Waren dann aus den Regalen flogen.

Markus Mosa leitet die Geschicke des Diskonters Edeka.
Markus Mosa leitet die Geschicke des Diskonters Edeka.
Christian Charisius / dpa / picturedesk.com

Aktuell liegt man laut "Lebensmittel-Zeitung" (wieder einmal) mit dem Getränkeriesen Coca-Cola im Clinch, da auch dieser die Preise erhöhen wolle. Laut einer internen Mitteilung soll der US-Konzern die Belieferung der Edeka-Märkte mit 1. September eingestellt haben.

So erklären Konzerne ihre Preisforderung

Die Schmerzgrenze setzt Mosa aber offensichtlich niedriger an als Souque, der sich ebenfalls mit den Forderungen von Coca-Cola auseinander setzen muss. Das Unternehmen würde Rewe gegenüber erklären, intern bereits die Kosten durch Sparprogramme gedrückt zu haben, um die Forderungen vor dem Hintergrund gestiegener Kosten zu legitimieren.

Eine nicht einfache Situation für den Abnehmer: "Wir haben ein Problem mit den ganz großen Herstellern, die die Kraft haben, Forderungen durchzusetzen", so der Rewe-Boss laut "RTL" in Bezug auf den Soft-Drink-Giganten. Ein Verkaufsstopp als letzte Konsequenz dürfte aber noch nicht im Raum stehen.

Problem auch in Österreich

Anfang August war auch beim Österreich-Vorstand der Spar-Märkte, Markus Kaser, bei der Thematik der Geduldsfaden gerissen. In einem Interview attackierte er die "maßlos überzogenen Preisforderungen von manchen Lebensmittelherstellern". Das mache ihn "zornig", denn "die Gewinne dieser börsennotierten Gierkonzerne zahlen die Kunden".

Markus Kaser, Geschäftsführer Interspar Österreich.
Markus Kaser, Geschäftsführer Interspar Österreich.
Franz Neumayr / picturedesk.com

Auch Kaser stellt den Herstellern ein Ultimatum: Sollte ein erstes, klärendes Gespräch nicht Wirkung zeigen, werde er "einfach in harte Verhandlungen gehen". "Und wenn uns gar nichts anderes übrig bleibt, müssen wir mehr bis zu einem Großteil der Artikel eines Lieferanten aus dem Regal nehmen, weil wir auch sehen, dass die Kunden die Produkte, wenn sie zu teuer werden, einfach gar nicht mehr kaufen", donnert Kaser.

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