Heute gab Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) den Bau des Lückenschlusses der S1 bekannt – und damit sein O.k. für den Lobautunnel. "Das sind gute Nachrichten für die Bewohnerinnen und Bewohner der Ost-Region, die täglich im Stau stehen. Niederösterreich drängt seit vielen Jahren auf die Realisierung", so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
Sie sagt: "Endlich geht bei diesem zentralen Verkehrsprojekt etwas weiter. Ich bin froh, dass man endlich vom Endlos-Prüfen ins Tun kommt. Damit zieht diese Bundesregierung unter Bundeskanzler Christian Stocker einen Schlussstrich unter die ideologisch getriebene Verkehrspolitik der vergangenen Jahre. Diese Entscheidung stellt die Anliegen der Bevölkerung in den Mittelpunkt und das ist gut und richtig so. Das ist ein wichtiger Teilerfolg, den es braucht, um die S8 im Marchfeld zu realisieren", betont Johanna Mikl-Leitner.
"Es ist ein längst überfälliger Schritt. Wir Freiheitliche standen immer klar auf der Seite der fleißigen Pendler und Anrainer und waren stets für eine rasche Umsetzung des S1-Projektes", kommentiert FPÖ Niederösterreich-Landesparteiobmann und Verkehrslandesrat Udo Landbauer die am heutigen Donnerstag von Minister Hanke und der ASFINAG präsentierten Pläne.
"Minister Hanke soll sich nicht von links-grünen Klimafetischisten vom richtigen Weg abbringen lassen. Wir in Niederösterreich hoffen, dass Hanke mit voller Kraft auch an der Errichtung des zweiten Abschnittes arbeitet", so Udo Landbauer.
Die S1 isei laut Hanke notwendig, um den Wirtschaftsstandort in der gesamten Ostregion abzusichern und die Lebensqualität für die Menschen zu verbessern. "Wir schaffen damit die Grundlage für bis zu 25.000 Jobs, Wohnraum für 55.000 Menschen und entlasten die Bewohner Wiens vom Lkw-Durchzugsverkehr", so Hanke. Aus diesem Grund habe er die S1 an die Asfinag zur Umsetzung übergeben.
Die Geschichte rund um den Lobautunnel als Teil des S1-Abschnitts Schwechat-Süßenbrunn begann bereits 2001. Anfangs war sogar noch von einer sechsten Donaubrücke die Rede. Doch nach Abschluss der Strategischen Umweltprüfung im Jahr 2003 wurde der Tunnel zum umstrittenen Herzstück des Projekts. Die damalige Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) stoppte das Vorhaben im Jahr 2021 vorerst.
Vor allem wegen der Lobau, einem rund 2.300 Hektar großen Naturschutzgebiet im Nationalpark Donau-Auen, ist der Tunnel umstritten. Die Bedrohung dieses Gebiets und die befürchtete zusätzliche Verkehrsbelastung im Zusammenhang mit den Klimazielen sind die Hauptargumente der Gegner.
Die Befürworter sehen den Tunnel als wichtigen Teil der Wiener Außenringschnellstraße S1 und des sogenannten "Regionenrings" rund um Wien. Die S1 ist als vierspurige Strecke mit einer Länge von 19 Kilometern geplant und soll Schwechat und Süßenbrunn verbinden. Der Tunnel selbst soll 8,2 Kilometer lang und rund 60 Meter tief unter der Donau und dem Naturschutzgebiet Lobau verlaufen. Ziel ist es, für eine Entlastung des Verkehrs in Wien zu sorgen.
Zum Projekt Nordostumfahrung gehören auch zwei weitere umstrittene Anschlussstraßen: die S1-Spange als 4,6 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Knoten Raasdorf und dem Stadtteil Seestadt sowie eine 3,2 Kilometer lange Strecke, die von der Seestadt quer durch Wien-Donaustadt zur Südosttangente (A23, Anschlussstelle Hirschstetten) und weiter zur S1-Spange führt. Beide Projekte fallen wie die Umfahrung in die Zuständigkeit des Bundes.
Die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Lobautunnel dauerte insgesamt rund neun Jahre. Die Asfinag reichte das Projekt 2009 ein. Nach zahlreichen Beschwerden gab das Bundesverwaltungsgericht im Frühjahr 2018 unter bestimmten Auflagen grünes Licht für den Bau. Die rechtlichen Auseinandersetzungen dauern aber weiterhin an.
Im Bauprogramm der Asfinag, die für Planung, Bau, Betrieb und Bemautung des österreichischen Autobahn- und Schnellstraßennetzes zuständig ist, ist der Lobautunnel seit September 2022 nicht mehr gelistet. Die Wiener Außenringschnellstraße steht jedoch weiterhin im Bundesstraßengesetz. Die von Gewessler 2022 eingeleitete und 2025 veröffentlichte "Strategische Prüfung Verkehr" zum Lobautunnel empfahl allerdings die Streichung aus dem Gesetz. Laut aktueller Kostenschätzung in der Strategischen Prüfung Verkehr wird mit Gesamtkosten von 2,4 Milliarden Euro gerechnet.