Der Lobautunnel galt als umstrittenstes Verkehrsprojekt der jüngsten Jahre. Befürworter sehen darin eine dringend benötigte Verkehrsentlastung für Wien und die Ostregion. Gegner warnen vor massiven Umweltschäden, Ex-Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler hatte den Bau des Tunnels Ende 2021 gestoppt.
Nun ist es fix: Der Tunnel soll kommen! Er ist ein Straßenbauprojekt, das als Teil der Wiener Außenring-Schnellstraße (S1) die Donau und die Lobau mittels eines Tunnels queren und so den Verkehr im Osten Wiens entlasten soll.
Ihr Nachfolger im Verkehrsministerium, SPÖ-Mann Peter Hanke, galt immer schon als Befürworter des Tunnels. Kurz vor Amtsantritt der Dreierkoalition betonte er die Wichtigkeit des Projekts und hielt fest, dass die Umsetzung mit Sicherheit erfolgen werde.
Als Verkehrsminister sprach sich Hanke für einen sachlichen Diskurs ohne Emotionalisierung aus und stellte klar, dass er grundsätzlich positiv zum Projekt stehe, aber auf eine ausgewogene Abwägung von Wirtschaftsinteressen und Klimazielen sowie Gespräche mit allen Stakeholdern setze.
Am Donnerstag war es dann schließlich so weit, Hanke trat in der ASFINAG-Zentrale vor die Presse. Demnach gibt der Minister grünes Licht für den Bau des Lobautunnels.
Gemeinsam mit ASFINAG-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl präsentierte Hanke die weitere Vorgangsweise. Nach beinahe 17 Jahren intensiver Prüfung wird der Lückenschluss des Regionenrings im Norden Wiens auf den Weg gebracht. Die S1 Wiener Außenring Schnellstraße gilt als das am besten geprüfte Verkehrsprojekt Österreichs, betonte man.
Hanke hielt fest: "Ich habe die letzten Monate genutzt, um das Projekt in allen relevanten Aspekten präzise aufzuarbeiten. Führt man alle Gutachten und Stellungnahmen der Fachexpert:innen zusammen, wird eines klar: Die S1 ist notwendig, um den Wirtschaftsstandort der gesamten Ostregion zu sichern und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Wir schaffen damit die Grundlage für bis zu 25.000 Jobs, Wohnraum für 55.000 Menschen und entlasten die Bewohner:innen Wiens vom Lkw-Durchzugsverkehr. Deshalb habe ich heute entschieden, die S1 an die ASFINAG zur Umsetzung zu übergeben."
Der Minister wandte sich auch an Umweltschützer, die das Projekt stark kritisiert hatten. So werde "kein Tropfen Grund- oder Oberflächenwasser" mit dem Tunnelbau in Berührung kommen, die Oberfläche der Lobau bleibe unangetastet.
"Ich nehme dabei die Sorgen um Klima und Natur sehr ernst. Unser Ziel bleibt die Klimaneutralität 2040. Die Lobau bleibt unberührt. Der Tunnelabschnitt beginnt vor dem Nationalpark und endet danach. Kein Bagger wird diesen Nationalpark queren, und kein Baum wird darin gefällt", sagte ein emotionaler Hanke.
„Die Lobau bleibt unberührt. Kein Bagger wird diese Zone queren, kein Baum wird gefällt.“Peter Hanke (SPÖ)Verkehrsminister
Wie das Verkehrsministerium festhielt, sei der Entscheidung für das Projekt eine umfassende Evaluierung vorausgegangen, die im Auftrag eines Entschließungsantrags im Nationalrat und dem Regierungsprogramm im Ministerium vorgenommen wurde. Das Ergebnis komme klar zum Schluss, dass der S1-Lückenschluss alternativlos sei, um notwendige ökonomische Impulse in der Region zu setzen und die verkehrlichen Herausforderungen zu lösen.
"Die ASFINAG erfüllt mit dem Lückenschluss der S 1 den im Bundestraßengesetz festgeschriebenen entsprechenden Auftrag der Republik", so Hartwig Hufnagl. "Nachhaltiges Bauen ist eine unserer Kernkompetenzen und das werden wir mit diesem Projekt erneut unter Beweis stellen. Gleichzeitig sichert das Vorhaben überregionale wie regionale Wertschöpfung und leistet einen enormen Beitrag für einen auch in Zukunft wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort. Es handelt sich um eines der bestgeprüften Infrastrukturprojekte der Republik, das Mobilität und Entlastung garantiert.”
Lob für die Entscheidung gibt es von der FPÖ Niederösterreich. LH-Stellvertreter und Verkehrslandesrat Udo Landbauer nannte die Pläne einen "richtigen und längst überfälligen Schritt". Landbauer sagte: "Wir Freiheitliche standen immer klar auf der Seite der fleißigen Pendler und Anrainer und waren stets für eine rasche Umsetzung des S1-Projektes. Minister Hanke soll sich nicht von links-grünen Klimafetischisten vom richtigen Weg abbringen lassen. Wir in Niederösterreich hoffen, dass Hanke mit voller Kraft auch an der Errichtung des zweiten Abschnittes (Anm.: dem eigentlichen Lobautunnel) arbeitet."