Terror in Wien

Ludwig bei Gedenkfeier: "Werden nicht nachgeben"

Mit einer Sondersitzung gedachte Wiener Stadtsenat heute den Opfer des Terroranschlags in der City. Eine Trauerfeier mit Symbolcharakter.

Louis Kraft
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    Die Wiener Regierungsspitze und Vertreter aller im Gemeinderat vertretenen Parteien gedachten am Mittwoch den Opfern des Terroranschlags am Montagabend in der Wiener Innenstadt.
    Die Wiener Regierungsspitze und Vertreter aller im Gemeinderat vertretenen Parteien gedachten am Mittwoch den Opfern des Terroranschlags am Montagabend in der Wiener Innenstadt.
    Helmut Graf

    Der Stadtsenatssitzungssaal, in dem sonst (wie der Name schon sagt) die Sitzungen des Wiener Stadtsenats und auch die eine oder andere Pressekonferenz stattfinden, stand heute Vormittag ganz im Zeichen der Trauer. Mit einer Sondersitzung gedacht der Wiener Stadtsenat, deren Mitglieder alle in schwarz gekleidet erschienen, den Opfern der verheerenden Terroranschlags am Montagabend, der vier Todesopfer und über 20 Verletzte forderte. Neben der Wiener Stadtregierung waren auch die Mitglieder des Landtagspräsiums, die Vorsitzenden des Gemeinderates sowie die Klubobleute aller derzeit im Gemeinderat vertretenen Parteien anwesend. 

    Direkt unter dem Ölporträt von Altbürgermeister Helkmut Zilk stand ein großes Friedhofsgesteck, auf dem Tisch neben dem Rednerpult brannte als Zeichen des Gedenkens eine Kerze. Vor diesem Hintergrund hielt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), seine rund 20minütige Rede, die gleich dreifachen Symbolwert hatte und die Stärke, die Leistungsfähigkeit und das Miteinander der Stadt Wien hervor hob. 

    Miteinander in Wien als "Bollwerk" gegen Terror

    Der schrecklicheTerroranschlag sei ein Anschlag auf die demokratische und humanistische Lebensweise in Wien gewesen, betonte Ludwig. Terror verfolge das Ziel, die demokratische Gesellschaft in die Knie zu zwingen und den Zusammenhalt zu schwächen. "Doch wir werden das verhindern. Wir werden gegenüber den Feinden dieser demokratischen Werte keinen Millimeter nachgeben", stellte Ludwig fest. 

    So tragisch der Anschlag gewesen sei, er habe auch die hohe Zivilcourage, den Zusammenhalt und die Solidarität in Wien, in Österreich, aber auch international gezeigt. "Diese Miteinander ist ganz besonders in schwierigen Zeiten wichtig", unterstrich der Stadtchef. Er dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme und appellierte, bei der künftigen parteipolitischen Auseinandersetzung immer auch das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Dass der Einladung alle Rathausparteien gefolgt seien, sei ein Zeichen an die Öffentlichkeit, dass "wir nicht nur reden, sondern das Miteinander über die Parteigrenzen hinweg in Wien Realität ist", so Ludwig. Vor allem in Zeiten der Pandemie, in denen wir räumlich auseinander rücken müssten, sei das soziale Miteinander so wichtig. 

    "Wien stärker als der Terror"

    Der Standort für Ludwigs Rednerpult direkt unter Vorvorgänger Helmut Zilk war nicht extra für die Gedenkfeier gewählt, er passte aber dennoch sehr gut. Dennoch auch Zilk wurde 1993 Opfer eines Anschlags, eine Briefbombe verletzte ihn schwer an der Hand. "Die Malerin des Bildes, Maria Lassnig wurde gefragt, warum die Proportionen aus dem Gemälde nicht stimmen, warum vor allem Zilks linke Hand überdimensional groß sei (es war die linke Hand, die durch die Briefbombe so schwer verletzt wurde, dass Finger amputiert werden mussten, Anm.). Ihre Antwort war: 'Als Symbol, dass die Stadt immer stärker ist als der Terror".

    Ein Motto, dem Wien nun wieder folgen muss. Dass die Tat ausgerechnet am letzten Abend vor dem erneuten Lockdown erfolgte, sei besonders heimtückisch. "Viele wollten den lauen Abend nutzen, um noch Freunde zu treffen oder einen Kaffee zu trinken. Nicht dachte daran, dass die schrecklichen Ereignisse, die wir aus anderen Ländern kennen, auch in Wien eintreten könnten. Diese Hoffnung ist seit dem 2. November zerstört", so Ludwig. 

    Stabilität der Stadt als Trost in Krisenzeiten

    Erneut sprach der Bürgermeister den Angehörigen der vier Todesopfer sein Mitgefühl aus. "Worte vermögen dem Verlust der Leben von zwei Frauen und zwei Männern nicht gerecht werden". An die Verletzten, die derzeit im Spital behandelt werden, richtete Ludwig baldige Genesungswünsche und hatte gute Nachrichten parat: "Alle Opfer befinden sich außer Lebensgefahr und in einem stabilen Zustand".

    Ein kleiner Trost mag die Leistungsfähigkeit der Stadt sein: Trotz höchster Verunsicherung und der unüberschaubaren Lage kam es am Montagabend zu keiner Massenpanik. Die Zusammenarbeit der Polizei mit den Blaulichtorganisationen der Stadt, etwa der Berufsrettung und der Berufsfeuerwehr, habe gut funktioniert. Für Ludwig kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrelanger Übungen im Rahmen der Helfer Wiens. "Wir werden das künftig weiter ausbauen", kündigte der Stadtchef an. 

    Schweigeminute und Kondolenzbuch

    Im Anschluss an die Rede des Bürgermeisters fand eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer statt. Nach der Einspielung der österreichischen Bundeshymne und der Europahymne (als Zeichen der Solidarität über Staatsgrenzen hinweg, aber auch als Zeichen gemeinsam optimistisch in die Zukunft zu blicken) konnten sich die Anwesenden in ein Kondolenzbuch eintragen. Alle Einträge werden in das Online-Kondolenzbuch der Bestattung Wien übertragen.

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