Der Name klingt nach Luxus, und das ist er auch – zumindest für den Körper. Der "Cadillac" im Pilates-Kontext ist ein großer, meist metallener Trainingsapparat mit Matratzenoberfläche, Gurten, Sprungfedern und Stangen.
Auf den ersten Blick wirkt das Gerät wie ein Bondage-Möbelstück – doch der Schein trügt: Was aussieht wie ein BDSM-Gerät, ist in Wahrheit eines der effektivsten Geräte für eine gute Haltung und einen starken Rücken.
Während viele Pilates-Mattenklasse mit schnellen und dynamischen Bewegungen einem zum Schwitzen bringen (nichts dagegen, das kann auch etwas!), ist ein Workout am Cadillac Reformer um einiges langsamer – und genau darin liegt die Kraft. Hier zählt nicht die Wiederholung, sondern die Qualität jeder Bewegung.
Jede Feder, jede Stange ist so eingestellt, dass sie genau den richtigen Impuls gibt – nicht zu viel, nicht zu wenig. Man wird fast "geführt", aber nie fremdbestimmt. Die tiefen Muskelschichten – das, was Joseph Pilates "Powerhouse" nannte – werden aktiviert, ohne dass man sich verrenken muss.
Tatsächlich entwickelte der Erfinder von Pilates selbst den Cadillac - ursprünglich jedoch für bettlägerige Patienten im Ersten Weltkrieg. Joseph Pilates hängte Sprungfedern an Krankenhausbetten, um Muskeln zu aktivieren, auch wenn der Körper nicht voll belastbar war.
Heute findet man den Cadillac in modernen Pilates-Studios, oft abseits der Mattenklasse, meist in separaten Räumen.
Obwohl man beim ersten Anblickt denkt, man muss für das Training am Cadillac sehr trainiert sein: Nein, genau das ist nicht der Fall. Denn das besondere am Gerät ist, dass es den Druck rausnimmt - aus Gelenken, aus Erwartungen und dem Alltag, sowie auch zusätzlich noch mehr Halt gibt. Und gleichzeitig spürt man Muskeln, von denen man nicht wusste, dass sie existieren - ohne dabei an die Schmerzgrenze zu gehen.
Besonders für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, Rückenschmerzen, Skoliose oder nach Operationen ist der Cadillac ein Gamechanger. Durch die Möglichkeit, den Körper zu entlasten, können Bewegungen durchgeführt werden, die auf der Matte beispielsweise (noch) nicht möglich wären. Gelenke werden geschont, die Wirbelsäule gestreckt und die Haltung nach und nach verbessert.
Besonders heutzutage, wo die meisten Menschen unter Rückenschmerzen leiden, ist Pilates im Allgemeinen eine ideale Lösung, um den Core-Bereich zu stärken. Wer täglich Stunden am Schreibtisch verbringt, braucht nicht noch mehr Belastung, sondern clever dosierte Entlastung. Der Cadillac bietet genau das: ein Training, das stärkt, ohne zu erschöpfen.
Gerade jetzt im Sommer, wenn schweißtreibende HIIT-Classes den Kreislauf schnell belasten können, kann ich das Training selbst jedem empfehlen. Besonders spürt man während dem Training den Beckenboden besser als bei anderen Sportarten - und der Fokus auf die Körpermitte fällt ebenfalls viel leichter.
Auch mental fühlt sich Cadillac Pilates für mich wie eine Art Reset-Knopf an. Durch das langsame, bewusste Bewegen entsteht eine Art Flow, der tiefer geht als bloßes Stretching, aber mehr fordert als Yoga. Für mich ist Cadillac Pilates deshalb nicht nur ein Workout für den Körper, sondern eine ganzheitliche Stärkung und nachhaltige Ausrichtung.