Die Schweizerin Lara Gut-Behrami ist mit einem dritten Platz im Riesenslalom von Sölden in ihre letzte Weltcup-Saison gestartet. Nach dem ersten Lauf war die Tessinerin nicht zufrieden und fuhr angestachelt im zweiten Durchgang doch noch aufs Podest. Eine Eigenschaft, die die 34-Jährige bei jüngeren Kolleginnen und Gegnerinnen vermisst.
"Es macht mich wütend, wenn ich junge Skirennfahrerinnen sehe, die hochkommen und sich nicht qualifizieren und einem das Gefühl geben, es sei okay. Das ist es nicht!", sagt sie einen Tag vor dem Saisonauftakt in einem Podiumsgespräch der FIS in Sölden. Man arbeite so hart jeden Tag, um Rennen zu gewinnen, da wolle sie nicht an den Start gehen und 25. werden, so die zweifache Gesamtweltcupsiegerin.
Gut-Behrami hat auch eine Ursache für den fehlenden Ehrgeiz der jüngeren Generation ausgemacht. "Jetzt haben wir Social Media, es ist wichtiger, dass dich jeder mag, dass man ein freundliches Gesicht macht", so Gut-Behrami, die keine eigenen Social-Media-Kanäle bespielt. Das sei zu Beginn ihrer Karriere noch anders gewesen, blickt sie zurück.
"Früher, mit Athletinnen wie Anja Pärson, Ivica Kostelic, Tina Maze, zeigten die Leute ihre echten Emotionen. Es ist okay, wütend zu sein, wir arbeiten, um Rennen zu gewinnen, und nicht, um Zehnte zu werden", meint die 48-fache Weltcupsiegerin. Nach ihrer Brandrede erhält sie von Federica Brignone, Konkurrentin und ebenfalls Gast im Talk, anerkennenden Applaus, auch das Publikum klatscht zustimmend. Auf Social Media erhält die Tessinerin ebenfalls Zustimmung.
Die von Gut-Behrami angesprochene Pärson blickt ebenfalls auf die gemeinsame Zeit zurück. "Großartige Erinnerungen! Viel Emotionen und Energie damals! So große Persönlichkeiten und Feuer im Zielraum damals", schreibt die ehemalige Spitzenfahrerin. US-Speedfahrerin Isabella Wright lobt die Schweizerin als "eine der ehrlichsten". Landsmann Ted Ligety stimmt mit einem knappen "Yep" zu.
Der spanische Techniker Juan Del Campo hält sich kurz. "Amen" kommentiert der 31-Jährige und fügt ein salutierendes Emoji hinzu. Auch Eileen, Mutter und Trainerin von Dominatorin Mikaela Shiffrin, sieht es gleich wie Gut-Behrami. Mit einem roten 100-Emoji drückt sie ihre Zustimmung aus. Doch nicht alle sind mit Gut-Behrami einig.
Mit Breezy Johnson nimmt eine weitere US-Amerikanerin aber eine andere Position ein. "Ich möchte nur einen Gegenpunkt anbringen. Einige von uns lächeln und winken den Fans und der Kamera zu, nicht weil wir glücklich sind, sondern um zu sagen: ‹Danke, dass ihr uns zuschaut›", so die Speedspezialistin. Ob sie in die Kamera lächle oder nicht, habe keinen Einfluss darauf, ob ihr der Skisport wichtig sei oder nicht, so die Abfahrtsweltmeisterin von 2025.
"Das Lächeln ist ein Dankeschön an die Menschen, die zu den Veranstaltungen kommen oder den Sport verfolgen, denn ohne sie gäbe es das alles nicht", erklärt die 29-Jährige ihre Ansicht. Dass Johnson mit ihrer Ansicht nicht alleine ist, zeigt sich daran, dass ihr Kommentar mit Abstand am meisten Likes erhalten hat.