Klimaschutz

"Ocean Clean Up" fischt 100.000 Tonnen Plastik aus Meer

Mehr als 200 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produzieren wir im Jahr, rund 5% davon – also 10 Millionen – landen in unseren Weltmeeren. 

Plastik im Magen kann für Fische oder Meeresschildkröten lebensbedrohlich sein, Robben und Seevögel verfangen sich in Netzresten. Wie wir das Meer von Plastikmüll befreien können, erklärt der Universitätsprofessor für Meeresbiologie Dr. Gerhard Herndl im "Heute For Future"-TV. Er hat das Umweltschutz-Projekt "Ocean Clean Up" als Berater begleitet.

Mehr Müll als Fische im Wasser – dann startete Mann Start Up

Auf die Idee, Plastikmüll in den Ozeanen in einem System autonom einzusammeln, kam der Niederländer Boyan Slat. Auslöser für sein Projekt war ein Urlaub im Jahr 2011 in Griechenland, in dem er als 16-jähriger beim Tauchen mehr Müll als Fische sah. Daraufhin beschloss er sich für diesen Bereich zu engagieren und gründete das Start Up.

Im Oktober 2014 erreichte das im Juni begonnene Crowdfunding durch rund 40.000 Unterstützer die dafür benötigten zwei Millionen US-Dollar. Seit 2015 arbeitet die Organisation an einem Reinigungssystem für Flüsse – mittlerweile arbeiten über 90 Mitarbeiter für die Organisation, ein großer Teil davon an ihrem Hauptsitz in Rotterdam.

In <em>"Heute For Future TV"</em> spricht Meeresbiologe Gerhard Herndl mit <em>"Heute"</em>-Redakteur Dominik Kaltenböck, wie mit "Ocean Cleanup" Plastikmüll aus den Ozeanen eingesammelt werden kann.
In "Heute For Future TV" spricht Meeresbiologe Gerhard Herndl mit "Heute"-Redakteur Dominik Kaltenböck, wie mit "Ocean Cleanup" Plastikmüll aus den Ozeanen eingesammelt werden kann.
"Heute"

Plastikmüll bleibt im Ozean

Slat versucht sich auf die großen "Kreiselströme" im Ozean zu konzentrieren, wo sich das Plastik ansammelt, also in den subtropischen Regionen, dem Pazifik und Atlantik. Diese Meeresströmungen sind dauerhaft und rotieren – der Plastikmüll bleibt genau dort hängen und häuft sich an. 

Der Prototyp des "Ocean Cleaners" war ein u-förmiges Floß, das den Müll einsammelt und abschöpft. Im Prinzip war das ein 800 Meter langer Plastikschlauch, mit einem darunter hängenden Netz, das in ein bis zwei Meter Tiefe reicht, um das Plastik von der Meeresoberfläche aufzusammeln.

"Heute For Future TV" ist donnerstags auf allen Kanälen der R9-Gruppe (W24, KurierTV, NÖN N1, etc.) um 16:30 Uhr sowie samstags um 9:30 Uhr (Wh.) und auf YouTube/@heuteat zu sehen. Es moderieren Lydia Matzka-Saboi und Dominik Kaltenböck.

Da dieses passive Treiben zum Einsammeln für ein Areal größer als Halbeuropa nicht so effektiv war, wurde ein anderes Sammelsystem entwickelt. Der zweite Typ – ein größerer Schlauch, an beiden Enden von zwei Schiffen gezogen – war noch bis vor einigen Tagen in Betrieb. Mittlerweile ist die dritte Version des "Ocean Cleaners" vor Ort, mit einer Länge von zweieinhalb Kilometer schafft er eine deutlich größere Fläche. 

Bereits mehr als 100.000 Tonnen Plastik gesammelt

Schon über 100.000 Tonnen an Plastikabfall wurden so eingesammelt – im Vergleich zu den 10 Millionen ist das abern noch vergleichsweise wenig. Dazu brauchen die Einsammel-Schiffe etwa sieben bis acht Tausend Liter Diesel pro Tag, generieren also auch viel Kohlendioxid.  

Auch Flüsse sind teilweise bedeckt mit Plastik, zum Beispiel Trinkwasserflaschen in Indien. Denn es gibt dort kein Entsorgungssystem – sehr viel Müll wird unkontrolliert weggeworfen und gelangt über Flüsse ins Meer.

Hauptproblem Mikroplastik 

Mit dem Ocean Cleaner können nur größere Plastikteile aus dem Meer gefischt werden. Es gibt allerdings viele große Plastikteile wie Fischereinetze, die 20-30% Prozent des Plastikmülls an der Oberfläche ausmachen. Mikroplastik – also alles, was kleiner als 5 Millimeter ist – kann man jedoch nicht aus dem Meer filtern.

Schwer zu zählen, wieviel davon im Meer ist, es gibt große Schwankungsbreite in Angaben. Das Mini-Plastik findet sich auch im Meeresboden und gelangt somit auch ins Nahrungsnetz, kleine Krebse verwechseln dieses mit Algen. Aus dem vom Ocean Cleaner gesammelten Plastikmüll werden zum Beispiel Sonnenbrillen oder Badeanzüge gemacht.