Zwischen den lauten Jubelrufen der Arena, wo Pikachu, Dragoran und Co. um Weltmeistertitel kämpfen, öffnet sich ein ganz eigenes Universum: Die Händlerstände der Pokémon-WM in Anaheim. Hier funkeln Vitrinen im Neonlicht, Boosterpacks stapeln sich wie kleine Schatzkisten, und überall sieht man Fans mit leuchtenden Augen auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen Fundstück.
Wer Glück hat, schnappt sich für ein, zwei Dollar eine nette Rarität, eine kleine Erinnerung an ein großes Wochenende. Doch je tiefer man in die Gänge eintaucht, desto seltener werden die Pokémon, desto höher steigen die Preise. "Sabrinas Gengar" etwa grinst einen für stolze 270 Dollar an. Und ein chinesisches Starterpack der ersten Generation? Das kostet bereits 1.500 Dollar. Fast so, als müsste man Mewtu höchstpersönlich erst besänftigen, bevor man es besitzen darf.
Doch der wahre "legendäre Fang" versteckt sich noch ein Stückchen weiter hinten. Hinter Glas, bewacht wie ein legendäres Pokémon, thront eine unscheinbare Box in smaragdgrün. Originalverpackt. Ungeöffnet. Preisetikett: 50.000 Dollar!
"Zur Smaragd-Zeit war Pokémon nicht so beliebt wie heute", erklärt mir der Verkäufer mit einem wissenden Lächeln. "Darum gibt es nur sehr wenige dieser Boxen. Jetzt ist sie fast einzigartig und jeder Sammler weiß, was das bedeutet."
Die Box liegt da wie ein Artefakt aus einer anderen Zeit, fast so wertvoll wie ein Meisterball, der nur einmal im Spiel auftaucht. Und während ich weitergehe, höre ich hinter mir einen Fan flüstern: "Wenn ich die hätte… das wäre wie das Fangen eines Shiny-Pokémon."
So wird klar: In Anaheim wird nicht nur um Titel gekämpft. Hier wird gesammelt, getauscht, geträumt. Und manchmal ist der teuerste Schatz eben kein Pokéball, sondern eine kleine grüne Box, die ganze 50.000 Dollar kostet.
