Ein Wiener Rechtsanwalt, der jahrzehntelang als angesehener Masseverwalter und Verlassenschaftskurator tätig war, ist nun tief gefallen: Das Wiener Landesgericht verurteilte den Juristen rechtskräftig zu vier Jahren unbedingter Haft.
Wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA bestätigte, hatte der Mann im Mai 2022 Selbstanzeige erstattet – da war das Unheil allerdings längst angerichtet: Über fünf Millionen Euro hatte der Anwalt veruntreut.
Der Jurist, der über Jahrzehnte als untadelig galt, soll sich durch die Bekanntschaft mit einem dubiosen Kreditvermittler aus Rumänien ins Verderben gestürzt haben. Der Mann lockte ihn mit einer vermeintlichen Beteiligung an einem Bauprojekt.
Ab Anfang 2021 flossen immer größere Geldbeträge – zunächst aus dem Privatvermögen des Anwalts, später aus Verlassenschaftsverfahren, Treuhandgeldern von Mandanten und Konkursmassen, auf die er als Masseverwalter Zugriff hatte. Fünf- bis sechsstellige Summen wanderten auf Konten, die letztlich in Krypto-Wallets des Rumänen landeten.
Kurios: Der mutmaßliche Betrüger versprach dem Anwalt die Rückzahlung in Form von 111 Luxus-Armbanduhren – angeblich in Dubai gekauft und nur wegen offener Einfuhrumsatzsteuer noch nicht geliefert. Wie sich später herausstellte, suchte die deutsche Polizei den Rumänen da bereits per Haftbefehl wegen Betrugs.
Der Jurist überwies weiterhin Beträge. Als er immer mehr in die finanzielle Bredouille kam, erklärte sein vermeintlicher Partner, die Uhren seien nun in einem "gesicherten Raum" in Bukarest und würden veräußert.
Im Februar 2022 flatterte schließlich ein gefälschtes Bankdokument ins Haus, das ihm 56,78 Millionen Euro Guthaben vortäuschte. Doch das Geld kam nie an – und ob es die Uhren je gab, ist bis heute unklar. Im März 2022 stoppte er schließlich die Transaktionen – doch da war der Schaden längst immens.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hielt in ihrem Abschlussbericht fest, es sei "davon auszugehen", dass der Anwalt tatsächlich selbst Opfer eines Betrugs wurde. Dennoch sei "nicht nachvollziehbar", warum er ohne Sicherheiten und ohne Projektfortschritt immer weiter Geld überwies.
Vor Gericht zeigte sich der mittlerweile emeritierte Jurist, verteidigt von Top-Anwalt Lukas Kollmann, voll geständig. Die Richterin rechnete ihm sein Geständnis, sein Alter und seine bisherige Unbescholtenheit mildernd an. Er wurde wegen Untreue, Veruntreuung, schweren gewerbsmäßigen Betrugs und betrügerischer Krida zu vier Jahren Haft verurteilt.