Mission "Dragonfly"

"Mini-Aliens" – NASA vermutet Leben auf Saturn-Mond

In den eiskalten Methan-Seen des Saturn-Monds Titan könnten zellartige Strukturen entstehen - die Vorläufer von Leben.
Bernd Watzka
17.07.2025, 16:36
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Eine aktuelle NASA-Studie lässt aufhorchen: Auf dem Saturn-Mond Titan könnten sich zellähnliche Strukturen bilden - und das in einer Umgebung, wie sie auf der Erde völlig undenkbar wäre. Kein Wasser, eisige Temperaturen und Seen aus Methan und Ethan: Genau hier vermuten Forscher erste Bausteine für außerirdisches Leben.

Leben bei Minus 180 Grad?

Bei rund minus 180 Grad Celsius herrschen auf Titan lebensfeindliche Bedingungen - zumindest aus irdischer Sicht. Doch genau diese Umgebung könnte der Schlüssel zu einem neuen Verständnis von Leben sein. In den Methan-Seen Titans könnten sogenannte Vesikel entstehen: winzige Bläschen, die grundlegende Eigenschaften von Zellen aufweisen.

"Die Existenz solcher Vesikel würde eine Zunahme von Ordnung und Komplexität demonstrieren - beides notwendige Bedingungen für die Entstehung von Leben", erklärt Conor Nixon vom Goddard Space Flight Center der NASA.

Fremde, aber erdähnliche Welt

Der Titan fasziniert Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Der größte Saturn-Mond besitzt als einziger Himmelskörper neben der Erde stabile Flüssigkeiten auf seiner Oberfläche. Unter einer dichten, orangefarbenen Atmosphäre verbergen sich Flüsse, Seen und sogar Regen - allerdings in Form von Methan.

Diese exotische Hydrologie schafft einzigartige Voraussetzungen: Der ständige Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag könnte chemische Prozesse anstoßen, die der Entstehung von Leben ähneln - nur eben auf völlig andere Weise als auf der Erde.

Mini-Zellen aus Sprühnebel

Laut der im "International Journal of Astrobiology" veröffentlichten Studie könnten winzige Methantröpfchen, die auf die Oberfläche der Seen treffen, eine entscheidende Rolle spielen. Beim Aufprall entsteht ein Sprühnebel, dessen Tröpfchen von speziellen Molekülen umgeben sein könnten - Moleküle, die gleichzeitig hydrophil (wasserliebend) und hydrophob (wasserabweisend) sind.

Wenn sich diese Moleküle nun zu einer Doppelschicht verbinden, könnten Vesikel entstehen. Diese könnten sich im See verteilen, interagieren und sogar miteinander konkurrieren - ein möglicher Vorläufer für primitive Lebensformen.

Nächster Schritt: Mission "Dragonfly"

Die NASA will nun den Titan näher unter die Lupe zu nehmen. Mit der Mission "Dragonfly", deren Start für 2028 angesetzt ist, soll 2034 erstmals ein Rotorflugzeug auf dem Mond landen. Die Sonde soll die Oberfläche, Atmosphäre und geophysikalische Eigenschaften des Titans analysieren - und damit die Grundlage für künftige Lebenssuche legen.

Leben doch nicht an Wasser gebunden?

Die Entdeckung dieses alternativen Entstehungswegs für zellartige Strukturen revolutioniert das wissenschaftliche Verständnis von Leben im Universum. Sollte sich der Prozess auf Titan bestätigen, wäre klar: Leben könnte auch dort entstehen, wo wir es bisher für unmöglich hielten - in eisigen Methan-Seen, fernab von Wasser und Wärme.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 17.07.2025, 16:39, 17.07.2025, 16:36
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