Ein Missbrauchs-Skandal erschüttert den WAC zwei Tage nach Bundesliga-Saisonende. Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt seit Jänner in einem schockierenden Fall von Missbrauch.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Klubs, der dieses Jahr entlassen wurde, habe Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren (überwiegend Burschen, auch Mädchen) sexuell missbraucht, den jungen Fußballern im Gegenzug WAC-Trikots angeboten.
Eine Anzeige bei einer Polizeiinspektion im Lavanttal habe den Stein ins Rollen gebracht. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt bestätigte auf Nachfrage die Ermittlungen in der Causa, eine Hausdurchsuchung nach der Anzeige, bei der belastendes Bildmaterial sichergestellt worden sei.
Die geschilderten Details sind erschreckend. Ermittelt werde wegen schweren sexuellen Missbrauchs, sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, sittlicher Gefährdung von Personen unter 16 Jahren und der Herstellung bildlichen Kindesmissbrauchsmaterials.
Der mutmaßliche Täter sei laut Staatsanwaltschaft teilweise einvernommen worden, befinde sich auf freiem Fuß. Teilweise? Markus Kitz, Erster Staatsanwalt und Leiter der Medienstelle, erklärt der "Kleinen Zeitung": "Weil laufend weitere Opfer ausgemittelt werden."
Laut Polizei seien bisher 19 Opfer bekannt, aber noch nicht alle im Akt. Die Opferzahl liege jedenfalls über zehn. Aktuell würden Datenträger ausgewertet. Kitz sagt: "Der vermeintliche Täter ist teilweise durchaus geständig." Beim Großteil der Opfer soll es sich um Kinder und Jugendliche handeln, die dem mutmaßlichen Täter Bilder geschickt, und/oder welche von ihm bekommen hätten. Kitz: "Am schwersten wiegen die Delikte des schweren sexuellen Missbrauchs, da gibt es zwei, drei Opfer. Diese Delikte sind in der Minderzahl."
Der Strafrahmen für die oben angeführten Verbrechen liegt bei bis zu fünf Jahren.
WAC-Obmann Jürgen Schratter wird im Bericht zitiert: "Wir haben von solchen Dingen nichts mitbekommen und auch nichts gewusst, sonst wären wir längst eingeschritten." Über den Beschuldigten sagt der Funktionär: "Er war bei uns angestellt, aber ich habe ihn heuer im März wegen Ungereimtheiten entlassen. Es haben immer wieder Sachen gefehlt. Wir konnten ihm zwar nicht alles nachweisen, aber es sind viele Dinge weggekommen. Daher haben wir das Dienstverhältnis mit ihm beendet, aber bestimmt nicht wegen sexueller Belästigung, von der ich zum ersten Mal höre."
Der Skandal trübt die sportlich höchst erfolgreiche Saison der Lavanttaler. Am 1. Mai hatte das Team von Trainer Didi Kühbauer sensationell den ÖFB-Cup für sich entschieden. Am Samstag fehlte im Duell mit Meister Sturm beim 1:1 nur ein weiteres Tor auf ein kleines Fußball-Wunder – den Titel und damit das Double. Stattdessen landete der WAC hauchdünn hinter Salzburg und der Austria auf Rang vier, steigt kommende Saison in der zweiten Qualirunde der Conference League ins europäische Geschäft ein.
