Tat auch gefilmt

Mitschülerinnen locken Ana in Wohnung, prügeln sie

Die Hemmschwelle für Gewalt wird immer geringer. Auch Direktor Christian Klar kennt viele Fälle, doch der Handlungsspielraum ist oft begrenzt.
Wien Heute
15.09.2025, 06:15
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Gewalt unter Mitschülern in Schulen (oder auch außerhalb davon) wird immer mehr zu einem explosiven Problem: Von 2015 bis 2024 haben sich die Anzeigen aufgrund von Gewaltdelikten an den Wiener Schulen verdoppelt. Laut Bildungsdirektion waren es im Schuljahr 2024/25 bereits 784, im Schuljahr davor 632. Wie der ORF berichtete, handelt es sich bei den meisten Anzeigen (592) um Körperverletzung.

Passiert der Vorfall in der Schule, können die Täter bis zu vier Wochen vom Unterricht suspendiert werden – wenn sie Mitschüler bzw. Lehrpersonen dauerhaft gefährden. Und auch hier zeigt sich: Die Zahl der Suspendierungen bleibt konstant hoch. Im Schuljahr 2024/25 gab es insgesamt 784 Suspendierungen, im Schuljahr davor waren es 756.

Strafmündigkeit erst bei 14 Jahren

Auch Christian Klar (62), Buch-Autor ("Was ist los in unseren Schulen?") und Direktor der Franz Jonas Europaschule in Floridsdorf, kennt das Problem. In der Mittelschule werden rund 450 Schüler betreut: "90 Prozent der Kinder hier haben einen Migrationshintergrund, deutlich mehr als die Hälfte ist islamisch", berichtete der 62-Jährige in einem "Heute"-Interview.

Klar hat schon viele Gewalt-Vorfälle in und außerhalb seiner Schule erlebt. Das Problem: "Fällt ein Vorfall in die Privatzeit, so kann die Schule keine Maßnahmen setzen, obwohl das Schulleben natürlich betroffen ist. Zudem liegt die Strafmündigkeit leider erst bei 14 Jahren", meint der Schulleiter.

Ana musste Füße von Anführerin küssen

Auch Gewalt unter Mädchen wird immer mehr zum Thema. So lockten etwa Daciana und Marina ihre Klassenkameradin Ana (alle Namen geändert) in eine Wohnung. Dort warteten zwei weitere Mädchen aus anderen Schulen. Die Mädchen sperrten die Wohnung ab, Ana wurde gedemütigt, geschlagen und beleidigt.

So musste sie vor Daciana, der Anführerin der Bande, knien und ihr die Füße küssen. Die Mädchen filmten die Tat und posteten sie auf Social Media. Am nächsten Tag erzählte Ana in der Schule einer Beratungslehrerin von dem Vorfall. Auch ihre Eltern erfuhren davon, sie erstatteten Anzeige bei der Polizei.

„Daciana und Marina wurden in andere Klassen versetzt, beide haben das Schuljahr nicht erfolgreich beendet“
Christian KlarMittelschul-Direktor

"Wir haben dann die Eltern der Täterinnen aus unserer Schule eingeladen und auch die Schulen der anderen Täterinnen informiert. Daciana und Marina wurden in andere Klassen versetzt, beide haben das Schuljahr nicht erfolgreich beendet und mussten wiederholen", berichtet Klar und erklärt: "Gewalt ist meine tägliche Arbeit."

Doch der Rahmen für Maßnahmen ist laut dem 62-Jährigen sehr eng, die Möglichkeiten gering: "Das betrifft nicht nur uns Schulen, sondern auch die Polizei oder die Justiz. Wir hatten schon Raubüberfälle, wo dann im Nachhinein eine Diversion gemacht wurde, der Täter keine Strafe bekommen hat. Oft empfehle ich Eltern von verprügelten Kindern, eine Anzeige zu machen oder mache es selbst, wenn es im Umfeld der Schule vorgefallen ist. Aber am Ende passiert gar nichts", meint der Direktor.

Suspendierungen wirken nicht immer

Suspendierungen seien zudem nur zielführend, wenn echte Gefahr in Verzug ist: "Sie wirken nur dann, wenn's für die Betroffenen unangenehm ist, nicht in die Schule zu kommen. Und vor allem dann, wenn die Eltern reagieren und merken, jetzt geht irgendwas ganz schief. Aber wenn das egal ist, dann kommen die Schüler zurück und nachher geht's genauso weiter", stellt Klar klar.

{title && {title} } red, {title && {title} } 15.09.2025, 06:15
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