Pädagogin im "Heute"-Talk

Lehrerin alarmiert: "Habe Angst vor Unterricht "

Eine Salzburger Lehrerin aus einer Brennpunktschule warnt: Sprachprobleme, Gewalt und Überlastung treiben Lehrer in die Verzweiflung.
Christoph Weichsler
12.09.2025, 21:00
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Eine junge Lehrerin aus Salzburg schlägt Alarm. Sie arbeitet selbst an einer Brennpunktschule und erlebt täglich, wie schwer Unterricht geworden ist. Schon bald wird sie nach Wien wechseln, doch sie blickt diesem Schritt mit Sorge entgegen. Was ihre Kolleginnen aus Wien berichten, bestätigt ihre Befürchtungen: "Ich habe engen Kontakt zu Lehrerinnen in der Hauptstadt. Sie erzählen mir ständig, was sich in den Schulen abspielt. Dazu kommt, dass ich selbst bald dorthin gehe – und ehrlich gesagt habe ich Angst davor."

"Österreichische Kultur ist Minderheit"

Besonders Wien habe sich stark verändert, erzählt die Pädagogin. Früher habe es nur einzelne Brennpunktschulen gegeben, heute sei jeder Bezirk betroffen. "In vielen Klassen sind acht von zehn Kindern keine Muttersprachler. Österreichische Kultur ist dort längst eine Minderheit geworden." Die Folgen spüre man täglich: In den Pausen werde kaum Deutsch gesprochen, auch zu Hause setze sich das fort.

Schon im Kindergarten beginne dieses Muster. Eltern, die es sich leisten können, würden ihre Kinder sofort in private Einrichtungen schicken, um bessere Chancen zu sichern. "Ohne ausreichende Deutschkenntnisse ist Unterricht fast unmöglich", fasst sie zusammen.

Gewalt aus Familien landet im Klassenzimmer

Neben den Sprachproblemen wird auch Gewalt zu einem immer größeren Thema. Immer mehr Kinder würden in Familien aufwachsen, in denen Gewalt alltäglich ist. "Wenn Kinder von Anfang an mit Gewalt aufwachsen, sind sie es nicht anders gewöhnt. Sie greifen bei normalen Konflikten schneller zu Gewalt", erklärt die Lehrerin.

Dieses Verhalten trage sich direkt ins Klassenzimmer. "Immer öfter komme es zu Konflikten, die in handfeste Auseinandersetzungen münden", sagt sie. Lehrer seien dadurch enorm gefordert – doch Eltern würden in vielen Fällen nicht kooperieren und gar nicht erst zu Gesprächen erscheinen.

Mehr Unterstützung dringend nötig

Die Lehrerin ist überzeugt: Alleine kann man diese Probleme nicht lösen. "In einer Klasse gibt es so viele Baustellen gleichzeitig. Man braucht dringend mehr Integrationslehrer, um überhaupt eine Chance zu haben." Stattdessen würden immer häufiger Quereinsteiger eingesetzt, die keinerlei pädagogische Ausbildung hätten. "Es werden Leute genommen, die nie etwas mit Kindern zu tun hatten. Ich fühle mich vera***ht."

Die Folgen spürten alle Beteiligten. Lehrer müssten fachfremd einspringen, zwischen mehreren Schulen pendeln und Aufgaben übernehmen, auf die sie gar nicht vorbereitet seien. "Es gibt kaum einen Lehrer, der wirklich nur das Fach macht, das er studiert hat." Kein Wunder also, dass viele Pädagogen Wien verlassen und in Niederösterreich bessere Bedingungen suchen. Dort seien die Strukturen kleiner, die Klassen ruhiger und die Belastung geringer.

FPÖ: "System am Limit"

Maximilian Krauss, Klubobmann und Bildungssprecher der FPÖ Wien, sieht sich durch die Schilderungen bestätigt: "Das Wiener Schulsystem ist am Limit. Wenn in manchen Klassen acht von zehn Kindern kaum Deutsch sprechen, wenn Gewalt und Respektlosigkeit zum Alltag gehören und wenn engagierte Lehrer massenhaft das Bundesland verlassen, dann ist das kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Versagen der rot-pinken Bildungspolitik."

Die FPÖ fordert deshalb verpflichtende Sprachförderung vor Schuleintritt, klare Konsequenzen für gewalttätige Schüler und Eltern, die nicht kooperieren, sowie bessere Bedingungen für Lehrer. Dazu zählen finanzielle Anreize, mehr Sicherheitspersonal an Problemstandorten und eine stärkere Rückendeckung durch die Politik. Krauss: "Lehrer brauchen Rückendeckung, sonst flüchten noch mehr ins Umland."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 13.09.2025, 11:47, 12.09.2025, 21:00
Jetzt E-Paper lesen