Ein 40-jähriger syrischer Arzt ist am Montag in Frankfurt am Main zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht sprach ihn wegen zweifachen Mordes sowie mehrfacher schwerer Misshandlung in Syrien schuldig. Die Taten sollen sich 2011 und 2012 im Militärkrankenhaus der Stadt Homs ereignet haben. Das Gericht stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren praktisch ausschließt. Auch eine spätere Sicherungsverwahrung wurde angeordnet.
Der Mediziner, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt und hier als Orthopäde gearbeitet hatte, soll in Syrien inhaftierte Zivilisten gefoltert, schwer verletzt und zwei von ihnen getötet haben. Laut dem Vorsitzenden Richter Christoph Koller habe er dabei sadistische Neigungen gezeigt: "Der Angeklagte genoss es vor allem, ihm minderwertig und unterlegen erscheinenden Menschen körperliche Schmerzen zu bereiten."
Der Mann wurde im Sommer 2020 in Deutschland festgenommen, seitdem saß er in U-Haft. Der Prozess begann im Jänner 2022.
Die Verurteilung erfolgte nach dem sogenannten Weltrechtsprinzip. Dieses erlaubt es deutschen Gerichten, schwerwiegende Verbrechen wie Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit auch dann zu verfolgen, wenn sie im Ausland von Ausländern begangen wurden.
Der Angeklagte hatte die Vorwürfe im Prozess stets bestritten. Er sei unschuldig und Opfer eines Komplotts. Seine Verteidiger forderten Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
