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Morgenstern: "Das Gefühl ist anders als sonst"

Heute Redaktion
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Thomas Morgenstern sieht sich für die am Samstag mit der Qualifikation beginnende 62. Vierschanzen-Tournee trotz seines schweren Sturzes vom 15. Dezember bereit. Der 27-jährige Kärntner zeigte sich am Freitag zur Auftakt-Pressekonferenz des ÖSV in Oberstdorf schon guter Dinge. Morgenstern wird allerdings erst im ersten Training seine ersten Sprünge seit dem Sturz in Titisee-Neustadt absolvieren.

Für Morgenstern zählt in erster Linie einmal, dass er starten kann. "Es ist okay", meinte er, nach seinem Wohlbefinden befragt. "Mich freut's, dass ich in Oberstdorf sein kann. Das hätte ich mir vor zwei Wochen nicht gedacht. Da sind ganz andere Dinge in meinem Kopf gekreist." Nur der gebrochene Finger habe nachhaltig etwas abbekommen, Morgenstern startet daher auch mit einer Schiene an der linken Hand. "Ich habe eine gute Reha und Therapie gehabt. Ich bin selbst sehr überrascht, wie schnell gewisse Verletzungen wie blaue Flecken und Abschürfungen weggegangen sind."

Hilfe beim Anziehen nötig

Den ersten Sprung nach dem Sturz gibt es erst in Oberstdorf: Die für unmittelbar vor der Anreise geplante Trainingseinheit der sieben ÖSV-Adler auf dem Bergisel ist dem Föhn zum Opfer gefallen. "Aber ich muss das Skispringen nicht neu erfinden", sagte Morgenstern, gab aber zu: "Das Gefühl ist anders als sonst, ich bin noch nie mit einem geschienten Finger gehupft. Da werde ich unseren Physiotherapeuten Leiti (Herbert Leitner, Anm.) brauchen. Er wird mir beim Schuhe zubinden und beim Anschnallen helfen."

Schmerztabletten schluckt Morgenstern nicht. "Ich bin clean (lacht). Es ist mir wichtig, dass es ohne dem funktioniert und ich mich nicht zudröhnen muss." Die Schmerzen seien "erträglich". Mental hat Morgenstern viel gearbeitet. Denn er gab zu, dass eine gewisse Angst auch zu bekämpfen war, weil sich die Bindung nicht geöffnet habe. "Natürlich werde ich morgen sicher nicht gleich einen Telemark reinpflanzen", versicherte Morgenstern.

Erinnerung an 2003

Zehn Jahre nach seinem schrecklichen Sturz in Kuusamo samt Überschlag ist Morgenstern also zum zweiten Mal in der Situation, seinen ersten Wettkampfsprung wieder bei der Tournee zu absolvieren. 2003/04 kam Morgenstern sensationell zurück, wurde in Oberstdorf Zweiter und Gesamtvierter. Damals hatte er aber doch einige Dutzend Trainingssprünge in den Beinen. "Ich kann mich nur der Herausforderung stellen. Meine Erwartungshaltung ist prozessorientiert und ich werde mich herantasten. Abgesehen vom Sturz weiß ich, dass mein Sprung funktioniert", glaubt Morgenstern.

Am Bindungssystem ist nach Titisee-Neustadt viel gefeilt worden, ein Umstand, der Morgenstern mental zusätzliche Sicherheit geben soll. , stört den dreifachen Olympiasieger nicht. "Nein, mich ehrt das. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man ein positives Feedback bekommt. Ich bin gerne in der Rolle."

Schlierenzauer zählt Morgenstern zu Favoriten

In der Rolle des Topfavoriten ist freilich aber auch der zweifache Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer. Der erst 23-jährige Tiroler beginnt auch schon seine achte Tournee. "Es ist sehr viel passiert in den letzten sieben Tourneen, nicht nur auf der Schanze, sondern auch abseits. Natürlich hat man eine gewisse Routine und eine gewisse Gelassenheit. Ich freue mich, dass ich als einer der Favoriten dasitzen darf", sagte Schlierenzauer, der sich während der Pressekonferenz auch wieder als Fotograf zeigte.

Die im Vergleich zum Vorjahr wesentlich kürzere Weihnachts-Pause zwischen Engelberg und Oberstdorf stört Schlierenzauer freilich gar nicht. "Das spielt keine Rolle, es zählt nur die Leistung auf der Schanze", erklärte der Stubaier. Seine Favoriten für die Tournee sind für ihn klar. "Die ersten fünf in der Gesamt-Weltcupwertung plus Thomas (Morgenstern, Anm.) haben das Zeug, die Tournee zu gewinnen." Auf seiner Website wird es übrigens erstmals einen Fotoblog der Tournee des Hobbyfotografen geben, kündigte Schlierenzauer an.

APA