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Morgenstern zieht über Schlierenzauer und Pointner her

Heute Redaktion
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Am Samstag erscheint das erste Buch von Thomas Morgenstern "Über meinen Schatten". "Heute.at" hat das Erstlingswerk vorab gelesen, in dem der ehemalige Skispringer über seine Beziehung zu seinem früheren Stallrivalen Gregor Schlierenzauer, Ex-ÖSV-Trainer Alexander Pointner sowie die Trennung von Lebensgefährtin Kristina schreibt.

Am Samstag erscheint das erste Buch von Thomas Morgenstern . "Heute.at" hat das Erstlingswerk vorab gelesen, in dem der ehemalige Skispringer über seine Beziehung zu seinem früheren Stallrivalen Gregor Schlierenzauer, Ex-ÖSV-Trainer Alexander Pointner sowie die Trennung von Lebensgefährtin Kristina schreibt.

Morgensterns Erzählungen beginnen im Krankenbett nach seinem schweren Sturz am Kulm. Genug Zeit um den eigenen Werdegang Revue passieren zu lassen. Man begleitet den Kärntner auf seinem Weg zurück, der mit Olympia-Silber in Sotschi seinen Höhepunkt und auch sein Ende fand. Morgenstern beschreibt ausführlich wie sehr er nach seinem Kulm-Sturz mit der Angst kämpfte, die schlussendlich dazu führte, dass er seine Karriere im September 2014 im Alter von nur 27 Jahren beendete. Vor allem der Weg zu dieser Entscheidung ist am Ende des Buches emotional sehr gut beschrieben.

Natürlich finden auch die Wegbegleiter des dreifachen Olympia- und achtfachen WM-Goldenen Platz. Allen voran Schlierenzauer und Pointner. Morgenstern begleitete das ständige Gefühl, "dass er (Pointner, Anm.) mich gegenüber meinem Teamkollegen Gregor Schlierenzauer benachteiligt". Der Kärntner kritisierte die Methoden, mit denen Pointner arbeitete ebenso wie seine soziale Kompetenz. "Ich hatte oft das Gefühl, dass er vor allem hinter denen steht, die gerade gut und erfolgreich sind." Zudem kritisierte er, dass im ÖSV Tiroler gegenüber Athleten aus anderen Bundesländern Vorzüge genießen.

Schlierenzauer respektlos

Viel Platz bekommt auch Schlierenzauer. Dieses Verhältnis war laut Morgenstern von Anfang an angespannt. Als der Tiroler erstmals zur Mannschaft stieß habe er sich verhalten, "als hätte er schon immer dazugehört". Und weiter: "Normalerweise zeigt man als Neuzugang doch etwas Respekt vor den anderen." Morgenstern attestiert seinem Ex-Kollegen "überzogenes Selbstvertrauen". "Bis zu einem gewissen Grad hat mich Gregors Verhalten provoziert und an meinem Ego gekratzt", gibt Morgenstern zu.

Der Kärntner glaubt, dass ihm Schlierenzauer die Rolle des Teamleaders streitig machen wollte. "Ich glaube, dass er deswegen ganz gezielt Nadelstiche gesetzt hat, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen." Er führt dabei einige Beispiele von Aussagen Schlierenzauers an, die dieser in Interviews getätigt hat. Morgenstern ist außerdem der Ansicht, dass es Pointners Aufgabe gewesen wäre, die beiden Streithähne an einen Tisch zu bringen, um diese Unruhe aus dem Team zu bringen. "Wahrscheinlich haben wirklich alle unsere schwierige Beziehung als gesundes Konkurrenzverhältnis interpretiert. Mich hat es belastet."

"Ich halte das für eine sehr abgekartete Vorgehensweise"

Gegipfelt hat das schwierige Verhältnis des Trios in der Belagsaffäre in Sotschi, als nur Schlierenzauer ein neuer "Wunderbelag" zur Verfügung gestellt wurde. Er glaube bis heute nicht daran, dass dieser Belag erst unmittelbar zu den Olympischen Spielen fertig und nie getestet wurde. "Ich halte das für eine sehr abgekartete Vorgehensweise und argumentiere, dass es nicht sein könne, dass in einem Team ein Springer einen Materialvorteil gegenüber den anderen haben dürfe."

Trennung von Kristina findet viel Platz

Überraschend viel Platz räumt Morgenstern seinem Privatleben und vor allem der Trennung von seiner früheren Lebensgefährtin Kristina ein. Diese ging durch die Schlagzeilen, vor allem weil Kristina kurz zuvor Töchterchen Lilly zur Welt brachte und Morgenstern sie wegen einer anderen Frau verließ. "Ich konnte mich ewig nicht zwischen zwei Frauen entscheiden." Mit Kristina verband in eine etwa zehnjährige Beziehung. Er fühlte sich von der Öffentlichkeit verfolgt und von Journalisten schlecht behandelt. Darunter litt auch seine sportliche Leistung, wie er zugibt.

"Ich war in dieser Zeit nicht ich selbst. Ich bin von einem starken Menschen, der immer zufrieden mit sich selbst war, zu einem Grantler geworden, der nur mehr mit sich und der Umgebung hadert. Und das alles wegen drei Stürzen, Wind, zwei enttäuschter Frauen und einer aufgebrachten Öffentlichkeit, die mich verurteilt und fertiggemacht hat."

Sein heutiges Verhältnis zu Kristina beschreibt er so: "Wir begegnen einander mit der Wertschätzung, die den vielen Jahren unseres Zusammenseins und vor allem der Existenz unseres gemeinsamen Kindes gebührt. Das sind wir nicht Lilly schuldig, das sind wir uns gegenseitig schuldig." Lange Aussprachen waren notwendig, damit sich das ehemalige Traumpaar heute wieder in die Augen sehen kann.

Fazit: "Über meinen Schatten" handelt eigentlich in einem sehr kurzen Abschnitt, vom Sturz am Kulm Anfang 2014 bis zur Bekanntgabe des Rücktritts im September 2014. In dieser Zeit lässt Morgenstern aber prägende Lebensereignisse Revue passieren und bringt Licht in so manche bislang verborgene Angelegenheit. Teilweise ist der Erzählstil sehr sprunghaft, aber das liegt vielleicht in der Natur eines Skispringers. Besonders ergreifend ist die Beschreibung, wie er sich zum Rücktritt durchrang und welche Rolle seine Tochter dabei spielte. Für Fans des nordischen Skisports eine empfehlenswerte Wochenendlektüre.

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