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Mourinho zieht mit Happel gleich

Heute Redaktion
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Bild: dapd/Reuters

In der Champions League hat Chelsea die Hoffnungen des FC Barcelona nach einer erfolgreichen Titelverteidigung in der vergangenen Woche beendet, im spanischen Fußball endete am Mittwochabend nach drei Jahren die Vorherrschaft der Katalanen. Real Madrid holte sich mit einem 3:0 gegen Athletic Bilbao vorzeitig den 32. Meistertitel. Für die Königlichen war es der erste Triumph seit 2008, danach hatte Real dreimal dem Erzrivalen den Vortritt lassen müssen.

Real brach in dieser Saison nicht nur die Vorherrschaft von Barcelona, sondern auch einige Rekorde. Mit 115 Toren überboten sie schon zwei Runden vor Saisonende ihre alte Bestleistung von 107. Wenn die Madrilenen die zwei ausstehenden Spiele gewinnen, überträfen sie auch den Rekord von 99 Punkten, den Barca vor zwei Jahren aufgestellt hatte.

Gonzalo Higuain (16.), Mesut Özil (20.) und Cristiano Ronaldo (50.) leiteten mit ihren Treffern die Feiern ein. Ronaldo war aber nicht so ganz glücklich. Der Weltstar war zuvor auf ziemlich klägliche Weise mit einem Elfmeter am Athletic-Torhüter Gorka Iraizoz gescheitert. Das Publikum skandierte schadenfroh "Bayern, Bayern" und erinnerte den Portugiesen an den verschossenen Strafstoß eine Woche zuvor im Halbfinale der Champions League gegen Bayern München.

Da Lionel Messi bei Barcas 4:1-Sieg über den FC Malaga gleich drei Treffer gelangen und er sein Torekonto auf 46 erhöhte, geriet Ronaldo mit seinen 44 Toren im Rennen um die Torjägerkrone ins Hintertreffen. Dies scheint ihn so geärgert zu haben, dass er sich nach dem Abpfiff der Partie zu einer obszönen Geste hinreißen ließ.

Spontane Party in Madrid

Die Anhänger waren dagegen in voller Jubellaune. In Madrid versammelten sich um Mitternacht Tausende Real-Fans am Cibeles-Brunnen zur ersten Titelparty. Die offizielle Feier war für Donnerstagabend vorgesehen. Sergio Ramos versprach, dass er die Trophäe dann besser behandeln werde als den Pokal, den er vor einem Jahr vom Oberdeck eines Busses auf die Straße fallen ließ. "Ich werde den Meistercup gut festhalten", sagte der Verteidiger.

Mourinho auf einer Stufe mit Happel

Trainer Jose Mourinho hält dagegen nichts von großen Jubelarien. "Ich habe mich fünf Minuten über den Titel gefreut und dann wieder an die Arbeit gemacht", berichtete der 49-jährige Portugiese. Er brachte wie davor nur der Österreicher Ernst Happel und der Italiener Giovanni Trapattoni das Kunststück fertig, in vier Ländern die Meisterschaft zu gewinnen. Mourinho triumphierte in Portugal mit dem FC Porto (2003, 2004), in England mit Chelsea (2005, 2006), in Italien mit Inter Mailand (2009, 2010) und nun in Spanien mit Real Madrid.

Happel war in Österreich mit Rapid (1960) und dem FC Tirol (1989, 1990) Champion, in den Niederlanden mit Feyenoord (1969, 1971), in Belgien mit dem FC Brügge (1976, 1977, 1978) und in Deutschland mit dem Hamburger SV (1982, 1983). Trapattoni holte sich Meisterehren in Italien mit Juventus Turin (1977, 1978, 1981, 1982, 1984, 1986) und Inter Mailand (1989), in Deutschland mit den Bayern (1997), in Portugal mit Benfica Lissabon (2005) und in Österreich mit Salzburg (2007).

"Dieser hier war der schwerste. Niemand hat uns etwas geschenkt. Wir haben vom ersten bis zum letzten Tag gekämpft", sagte Mourinho und meinte in Richtung Barcelona: "Ich glaube dass auch sie, Champions und ein Verein mit großer Tradition, wissen, dass wir diesen Meistertitel verdient haben."

Mourinho nicht unumstritten

Trotz der Meisterschaft hatte die ausklingende Saison für Real auch ein paar Schattenseiten. Dazu gehörte vor allem das Aus in der Champions League gegen den FC Bayern. Mourinho ist aufgrund seiner umstrittenen Methoden bei einem Teil der Fans unbeliebt.

Unter den Spielern soll es vor ein paar Monaten zu einer kleinen Rebellion gekommen sein: Die Profis sollen sich nach Medienberichten geweigert haben, die Schiedsrichter für Misserfolge verantwortlich zu machen, wie der Trainer dies gefordert hatte. Wenig Glück hatte Real auch mit seinen Neuverpflichtungen. Von den Neuzugängen konnte sich keiner entscheidend durchsetzen.