Verstörendes Putin-Video

Mütter bedanken sich bei Putin für den Tod ihrer Söhne

Ein jetzt aufgetauchtes Video vom Treffen des russischen Präsidenten mit Witwen und Müttern gefallener Soldaten ist an Skurrilität kaum zu überbieten.
Nick Wolfinger
30.04.2025, 19:30
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In dem Video, das ein Treffen Putins mit der Stiftung "Verteidiger des Vaterlands" zeigt, die Hinterbliebene von Gefallenen und Veteranen des Ukraine-Kriegs unterstützt, bedanken sich reihenweise Frauen dafür, dass ihre Männer und Söhne den Heldentod sterben durften. Putin sitzt dabei selbstzufrieden an dem langen Tisch und nickt grinsend die Danksagungen ab.

"Ich bin seit kurzem Witwe (...) Danke!"

Stattgefunden hat das Treffen am 6. März dieses Jahres, zwei Tage vor dem Weltfrauentag, doch die Aufnahmen tauchten erst jetzt auf. "Ich bin die Witwe eines Helden Russlands", ergreift eine Frau zu Beginn des Videos das Wort. "Ich bin die Mutter eines Unteroffiziers", sagt eine weitere und setzt fort: "Wir sind Ihnen sehr dankbar". Und in dieser Art geht es in dieser für Propagandazwecke sorgfältig ausgewählten Gruppe aus Vorzeigewitwen und -müttern eine Minute lang weiter: "Ich bin die Mutter von vier Kindern und seit kurzem Witwe (...) Wladimir Wladimirowitsch, Danke". Eine ukrainische Nachrichtenseite liefert eine Übersetzung ins Englische.

Putin: "Danke für die Burschen!"

Das Bild, das dadurch vermittelt werden soll, ist klar: Ein starker Präsident, der jedoch mit väterlicher Gutmütigkeit niemanden im Stich lässt und die "Helden des Vaterlandes" ehrt. An einer Stelle antwortet Putin: "Danke für die Burschen", woraufhin alle Frauen lachen. Und als ob das Ganze nicht schon schräg genug wäre, gibt es am Schluss noch Geschenke für die Teilnehmerinnen – darunter etwa ein brandneuer Fleischwolf als Küchenhilfe ...

Video ist Zusammenschnitt von Kritikern

Zwar ist das am 28. April hochgeladene Video von Putin-Kritikern offenbar bewusst so geschnitten, dass es so wirkt, als würden sich die Frauen für den Tod ihrer Söhne und Männer bedanken (statt für die Hilfe), aber die betont fröhliche und dankbare Stimmung, die bei dem Treffen augenscheinlich vorherrschte, wirkt angesichts des sinnlosen Todes so vieler junger russischer Männer deplatziert. Versehen ist das Video mit dem Logo von Repost, einem norwegisch-schwedischen finanzierten Non-Profit-Medienprojekt, das auf russisch erscheint und sich an ein junges russisches Publikum richtet.

Bis zu 900.000 Verluste auf Seiten Russlands

Offiziell gibt Russland keine Zahlen zu seinen Verlusten in der Ukraine ein (einzige Ausnahme war im September 2022, als der damalige Verteidigungsminister Schoigu von 5.937 gefallenen russischen Soldaten sprach). Nach mehreren Truppenaufstockungen sind zur Zeit mehrere hunderttausend russische Soldaten im Ukraineeinsatz.

Die NATO geht per April 2025 davon aus, dass bis zu 900.000 russische Soldaten im Einsatz getötet oder verwundet wurden. Der britische Geheimdienst geht dabei von 200.000 bis 250.000 Gefallenen aus. Und ein Ende ist dabei, trotz jüngster Bemühungen von US-Präsident Trump, noch immer nicht in Sicht.

Putin inszenierte sich als gutmütiger Landesvater
via REUTERS

200-Millionen-Fonds unterstützt Hinterbliebene

Der staatliche Fonds "Verteidiger des Vaterlandes" (Защитники Отечества) wurde im April 2023 auf Initiative Putins gegründet, um Veteranen sowie die Hinterbliebenen von Opfern der sogenannten "Militärischen Spezialoperation" in der Ukraine zu unterstützen. In 89 regionalen Zentren kann um medizinische, psychologische und soziale Unterstützung angesucht werden. Hunderttausende Veteranen und Hinterbliebene werden so betreut, das Jahresbudget beträgt umgerechnet rund 200 Millionen Euro.

{title && {title} } NW, {title && {title} } 30.04.2025, 19:30
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