Klimaschutz

Bald können wir uns Schokolade nicht mehr leisten

Heute Redaktion
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Der Klimawandel und ein gefährliches Virus gefährden die Kakao-Pflanze. Treffen die Befürchtungen ein, kann bald der weltweite Bedarf nicht mehr gedeckt werden.

Schokolade ist wohl die köstlichste Nascherei der Welt. Doch womöglich wird sie in naher Zukunft für Otto Normalverbraucher kaum mehr zu bekommen sein. Experten warnen nämlich davor, dass die Hauptzutat Kakao bald sehr rar werden könnte.

Die Berechnungen der amerikanischen Wetterbehörde NOAA zeichnen eine düstere Zukunft: In 30 Jahren werden rund 90 Prozent der derzeitigen Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste durch Klimawandel und steigendem Temperaturen nicht mehr für die Kakao-Produktion geeignet sein. Die beiden westafrikanischen Länder sind gemeinsam für rund die Hälfte der weltweiten Produktion verantwortlich.

Bedarf kann nicht mehr gedeckt werden

"Diese Prognosen zirkulieren schon seit einer Weile. Aber jetzt sehen wir, dass der Klimawandel in Westafrika die Realität ist", erklärt Pflanzenvirologin Judith Brown von der University of Arizona gegenüber dem Wissenschaftsmagazon "Spektrum". "Die Kakaobäume sind unter Stress, weil sie keinen Regen mehr erhalten, wenn sie ihn benötigen. Und später im Jahr ist es dann zeitweise zu viel Regen"

Laut einer früheren Prognose des weltweit größten Schoko-Herstellers Barry Callebaut gegenüber "Bloomberg" kann schon jetzt der weltweite Bedarf an Kakao nicht mehr gedeckt werden. 2030 sollen jährlich schon bis zu zwei Millionen Tonnen fehlen.

Virus rafft Kakao-Bäume dahin

Die Erderwärmung ist aber nicht die einzige Bedrohung für die Kakao-Bäume. Wie unsere typischen Supermarkt-Bananen, die Sorte Cavendish, werden die Pflanzen von einer tödlichen Seuche dahingerafft.

Die sogenannte Cacao Swollen Shoot Disease, kurz CSSD, stellt aktuell wohl die größte Gefahr für den Kakao-Anbau dar. Seit ihrem Ausbruch vor mehreren Jahren hatte das Virus 2019 bereits 16 Prozent der Kakao-Bäume in Ghana infiziert. Die Dunkelziffer könnte weit darüber liegen, denn die Symptome werden erst spät sichtbar. Ein bis drei Jahre nach der Infektion stirbt die Pflanze. Das Problem: Ein Kakao-Baum entwickelt erst nach fünf Jahren seine ersten Früchte.

Das Virus selbst wird von Schmierläusen (Pseudococcidae) übertragen. Weil durch die explodierende Nachfrage in jüngerer Vergangenheit auch die Anbauflächen massiv ausgeweitet wurden, können sich diese ebenfalls leichter ausbreiten. Wissenschaftler arbeiten deshalb bereits mit Hochdruck daran, ein Übergreifen der Seuche auf Anbaugebiete in Elfenbeinküste zu verhindern.

Region vom Kakao-Anbau abhängig

Auch wenn wir Schokolade lieben, Lieferengpässe in Österreich und anderen Industrienationen wären nur das geringste aller Probleme. Alleine in Elfenbeinküste kommen auf jeden der 600.000 Kleinbauern, die direkt im Kakao-Anbau tätig sind, neun weitere Arbeiter in der nachgelagerten Industrie. Das ist beinahe jeder vierte Einwohner des Landes.

"Viele Menschen im ländlichen Westafrika leben in extremer Armut und sind für ihr Einkommen beinahe völlig vom Kakao abhängig", so Judith Brown. Wird dieser Wirtschaftszweig durch den Klimanwandel zerstört, könnte das nach Einschätzung der Virologin schwere Unruhen zur Folge haben und die Region politisch destabilisieren.