Mit einem wehmütigen Blick sieht Dieter Grabenbauer dem 24. Dezember entgegen. Seit 16 Jahren leitet er den Büchershop des Traditionsverlags "Freytag & Berndt" im 1. Bezirk. Seit den 1770er-Jahren hat sich über Generationen hinweg eine treue Stammkundschaft entwickelt.
Doch nach Weihnachten bleibt das Licht in der Filiale in der Wallnerstraße 3 endgültig aus. Der renommierte Verlag schließt seinen Standort. Gestiegene Personal- und Mietkosten, hohe Papierpreise sowie rückläufige Umsätze im stationären Buchhandel haben dem Unternehmen auf lange Sicht schwer zugesetzt.
Straßenkarten, Reiseführer, Seekarten, Wanderpläne und nautische Handbücher: Auf rund 300 Quadratmetern kauften hier wöchentlich bis zu 800 Kundinnen und Kunden ein. Am früheren Standort am Kohlmarkt, den das Unternehmen bis 2014 betrieb, waren es sogar bis zu 1.300 Besucher pro Woche.
"Wir haben treue Stammkunden, die über viele Jahre hinweg bei uns hochwertige Produkte gekauft haben. Die Nachfrage nach Karten und Stadtplänen ist jedoch spürbar zurückgegangen. Reiseführer für Urlaubsreisen und Wandertouren waren hingegen – vor allem nach der Corona-Pandemie – wieder besonders gefragt", berichtet Grabenbauer.
Auch der Webshop habe vieles abgefedert und laufe weiterhin gut. "Wir haben hier im Geschäft versucht gegenzusteuern und früh auf Digitalisierung gesetzt. Wir wollten immer mit der Zeit gehen und haben etwa Sportuhren ins Sortiment aufgenommen", erzählt der 54-Jährige.
Doch all diese Maßnahmen reichten letztlich nicht aus. Im Oktober wurden die insgesamt zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort über die Schließung des letzten stationären Geschäfts des Verlags "Freytag & Berndt" informiert. Damit ist Österreichs größte Reisebuchhandlung bald Geschichte.
"Aktuell haben wir noch viel zu tun", sagt der Shopleiter. "Das liegt zum einen am Weihnachtsgeschäft, zum anderen daran, dass viele Kunden die letzten Tage noch nutzen, um bei uns einzukaufen." Die Stimmung im Team beschreibt er als melancholisch und wehmütig. "Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten seit über 20 Jahren hier. Das fällt natürlich schwer", sagt Grabenbauer. Er selbst blickt jedoch optimistisch in die Zukunft: Nach drei Jahrzehnten im Buchhandel denkt er über einen Branchenwechsel nach – in den Lebensmittelbereich. Besonders Olivenöl aus Italien habe es ihm angetan.
Alles, was nach dem 24. Dezember im Shop im 1. Bezirk zurückbleibt, wird im Jänner ins Logistikzentrum von "Freytag & Berndt" nach Wolkersdorf verlagert. Dort sind 30 Mitarbeiter beschäftigt. Der Webshop wird weiterbetrieben. Einige der Mitarbeiter könnten nach Wolkersdorf wechseln, andere zu Morawa in die Wollzeile, hieß es zuletzt vom Verlag. "Aber konkrete oder fixe Infos dazu haben wir noch nicht bekommen", so Grabenbauer.