Während die Feuer in Kalifornien noch brennen, erreichen die Schätzungen für den versicherten Schaden allein bereits gut über 20 Milliarden US-Dollar. Auch wenn Experten davon ausgehen, dass der Schaden noch bedeutend steigen könnte, wäre damit der Rekord von versicherten Schäden durch einen Flächenbrand gebrochen – 2018 verursachte das Feuer in Kalifornien einen versicherten Schaden von 12,5 Milliarden Dollar.
Das Versicherungssystem in dem Bundesstaat ist allerdings bereits seit Jahren von Missständen geplagt. Für Tausende Anwohner in den betroffenen Gebieten mischt sich daher aktuell neben der Sorge um ihr Leben auch eine weitere Sorge: Bekommen sie das Geld für ihre verlorenen Häuser wieder? Noch schlimmer trifft es diejenigen, die erst vor kurzem ihre Versicherung verloren haben.
Allein beim Versicherer State Farm verloren im Juli 2024 rund 1600 Personen aus dem aktuell am stärksten betroffenen Bezirk Pacific Palisades ihre Versicherung. In zwei weiteren Bezirken wurde zusätzlich mehr als 2000 Personen die Versicherung gekündigt, wie CBS schreibt.
State Farm ist mit diesem Vorgehen aber nicht allein. Diverse private Versicherer haben über die letzten Jahre ihr Geschäft in den Hochrisiko-Zonen eingestellt oder stark eingeschränkt. Zu hoch waren die Kosten durch die fast jährlich aufkommenden Flächenbrände.
Kritiker sehen hinter dieser Entwicklung allerdings nicht nur wirtschaftliche Interessen der Versicherungsunternehmen. Auch der Bundesstaat selbst habe mit seiner Politik bereits 1988 dazu beigetragen, dass sich die Versicherungslandschaft in Kalifornien immer mehr in Schieflage begeben hat, wie M. Nolan Gray im "Atlantic" schreibt.
Damals wurde eine Kürzung der Versicherungsraten um 20 Prozent per Gesetz entschieden. In der Folge wurde es für private Versicherer immer unattraktiver, Schutz gegen Verluste durch Feuer anzubieten. Für viele Hausbesitzer blieb in der Folge nur noch eine Alternative: Die staatliche Versicherung "California Fair Plan".
Die staatliche Versicherung deckt insgesamt Immobilien in einem Wert von über 300 Milliarden ab. Ihre zur Verfügung stehenden Reserven für Schäden beziehen sich allerdings bloß auf 200 Millionen, wie Fair-Präsidentin Victoria Roach gemäß der "Washington Post" noch im letzten März bekannt gab.
"Wir sind nur eine schlechte Feuersaison von der völligen Zahlungsunfähigkeit entfernt – es fühlt sich in vielerlei Hinsicht wie ein großes Glücksspiel an", sagte der Abgeordnete Jim Wood, ein Demokrat aus Sonoma County, letztes Jahr der "Los Angeles Times". Diese Feuersaison könnte nun gekommen sein.
Kommt es so weit, müssten vorerst private Versicherer einspringen. Doch ab einer Versicherungshöhe von einer Milliarde könnten die weiteren Kosten letztendlich über höhere Gebühren und ein staatliches Aushelfen bei Fair auf den Steuerzahler fallen.
Kritiker der kalifornischen Versicherungspolitik erhoffen sich daher ein Umdenken. Zum einen müsste der Bundesstaat für Versicherungen wieder attraktiver gemacht werden. Zum anderen argumentieren sie, die staatliche Versicherung habe Bauprojekte in Hochrisiko-Zonen mit falschen Anreizen ermöglicht.
Für die Menschen vor Ort, die ihr Zuhause verloren haben, bringt allerdings ein zukünftiges Umdenken in der jetzigen Situation wenig. Für einige kommt zumindest etwa Hilfe von Seiten des staatlichen Versicherungsbeauftragten Ricardo Lara, wie ABC berichtet.
Dieser hat ein Moratorium auf Kündigungen und Nicht-Erneuerungen laufender Verträge ausgesprochen. Zudem soll der Entscheid rückwirkend auf Versicherungsverluste bis zum 9. Oktober gelten. "Ihre Versicherungsgesellschaft sollte das Richtige tun und Sie als geschätzten Versicherungsnehmer behalten", so Lara.