Ukraine

Nach Live-Protest im Russen-TV – jetzt ist Urteil da

Sie stürmte eine Live-Sendung des russischen Staatsfernsehens mit einem "No War!"-Plakat. Nun wurde mit der TV-Journalistin kurzer Prozess gemacht.

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Kurz vor ihrer mutigen Aktion kündigte Journalistin<strong> Maria Ovsiannikova</strong> auf Social Media ihre Protestaktion an.
Kurz vor ihrer mutigen Aktion kündigte Journalistin Maria Ovsiannikova auf Social Media ihre Protestaktion an.
Marina Ovsyannikova via REUTERS

Zuerst hieß es, die Frau, die im russischen Live-Fernsehen gegen den Ukraine-Krieg protestiert hat, sei laut EU-Angaben verschwunden. "Ihre Anwälte dürfen keinen Kontakt zu ihr aufnehmen", fügte ein Sprecher des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell am Dienstag hinzu. Wie CNN nun vermeldet, ist die Frau in Moskau aufgetaucht. Ihr Anwalt hat ein Selfie mit ihr auf Telegram gepostet. Und nicht nur das: Marina Ovsiannikova wurde auch bereits von einem Moskauer Gericht verurteilt!

Ersten Berichten zufolge soll sie "nur" eine Geldstrafe von 30.000 Rubel (226 Euro) erhalten. Wie das Bezirksgericht Ostankino in Moskau auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mitteilte, wurde die Angeklagte zunächst nicht nach dem neuen russischen Mediengesetz angeklagt, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von "Falschnachrichten" über das Militär vorsieht.

Anwalt rechnete mit 15 Jahren Haft

Ihr Anwalt Daniil Berman hatte eine Anklage auf Grundlage des neuen Mediengesetzes befürchtet, wie er der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag sagte. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Behörden daran ein Exempel statuieren, um andere Protestierende zum Schweigen zu bringen", sagte Berman. Er beklagte zudem, dass er zu seiner Mandantin keinen Zugang habe und nicht wisse, wo genau sie festgehalten wurde.

Das russische Parlament hatte vor kurzem das neue Gesetz verabschiedet. Damit wurde auch die Bezeichnung des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine als "Krieg" oder "Invasion" unter Strafe gestellt. Stattdessen ist offiziell von einer "militärischen Spezialoperation" die Rede.

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Der Protest von gestern Abend sei das jüngste Beispiel einer mutigen Haltung, welche die Lügen und Propaganda des Kremls widerlege. Russlands Regierung setze ihre Unterdrückung der einheimischen Opposition und der friedliebenden Bevölkerung fort und verweigere ihnen Grundrechte wie die Meinungsfreiheit.

Unterbrechung der abendlichen Hauptnachrichtensendung

Mit einem Protestplakat und lauten Rufen hatte eine Kriegsgegnerin im russischen Staatsfernsehen am Montag für eine Unterbrechung der abendlichen Hauptnachrichtensendung gesorgt. Während der Live-Übertragung sprang die Frau plötzlich hinter einer Nachrichtensprecherin ins Bild und hielt ein Schild mit der Aufschrift "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" hoch. Dazu rief sie mehrmals laut: "Nein zum Krieg!". 

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