Der österreichische Rennstall schwimmt aktuell auf der Erfolgswelle. Max Verstappen krönte sich bereits zum Doppel-Weltmeister, auch der erste Konstrukteurstitel seit 2013 ist bereits fixiert. Darüber hinaus hat der Niederländer schon 14 Saisonrennen gewonnen – eine historische Bestmarke.
Trotzdem stand nach dem Ableben von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz am 22. Oktober die Formel-1-Zukunft des Teams kurzfristig infrage, wenngleich ein Aus kaum vorstellbar gewesen wäre. Schließlich ist der Rennstall höchsterfolgreich, wird ab der Saison 2026 mit Red Bull Powertrains wohl selbst zum Motorenhersteller. Darüber hinaus ist die Motorsport-"Königsklasse" durch die Kostendeckelung zu einem lukrativen Geschäft geworden.
Mittlerweile ist auch klar, dass ein Dreigestirn den Energydrink-Riesen übernimmt, der amtierende Geschäftsführer von RB Leipzig, Oliver Mintzlaff, künftig für sämtliche Sport-Aktivitäten des Milliardenkonzerns verantwortlich sein wird. An einer Abkehr von der Formel 1 dürfte also kein Interesse bestehen, wie nun auch Red-Bull-Sportberater Helmut Marko in der "Kleinen Zeitung" berichtete.
"Red Bull Racing ist das stärkste und effizienteste Marketing-Tool des Gesamtkonzerns", führte Marko, ein Mateschitz-Vertrauter, aus. Gleichzeitig untermauerte der Grazer aber, dass sich einiges ändern werde, "denn es war ja de facto eine Alleinherrschaft. Wir haben schon in der Vergangenheit sehr autark gearbeitet. Wir waren die Einzigen, die sich nicht an bestimmte Firmenregeln halten mussten. Diese Eigenständigkeit gab es mit Zustimmung von Mateschitz. Es ist aber schon durchgesickert, dass die neue Führung die Formel-1-Aktivitäten weiterführen will. Und zwar wie jetzt, mit einer relativ starken Unabhängigkeit", erzählte Marko.
Offen ist hingegen weiterhin die Motorenfrage. Red Bull wollte mit Porsche kooperieren, der für 2026 angepeilte Deal scheiterte allerdings wegen der steifen Firmenstruktur des deutschen VW-Konzerns als Porsche-Mutterunternehmen. Mit Red Bull Powertrainer hat der Rennstall die Infrastruktur aufgebaut, um selbstständig zum Motorenhersteller zu werden. Ob noch ein Partner an Bord geholt, eventuell die Partnerschaft mit Honda verlängert wird, ist offen. "Honda ist nicht unsere einzige Option. Wir haben unsere Lehren aus der Porsche-Verhandlung gezogen. Es wird sicher keine 50:50-Lösung geben", meinte Marko mit Blick auf den Wunsch der Stuttgarter, Anteile des Rennstalls zu erwerben.
"Wenn sie nicht ausgestiegen wären, hätten wir uns das ganze Investment sparen können", zeigte Marko neuerlich auf Honda. Der Konzern entschied sich zur Abkehr von der Formel 1, um CO2-neutral zu werden. Ein Plan, den die Formel 1 mittlerweile selbst verfolgt, mit der neuen Motorengeneration auf synthetische Treibstoffe setzt. Honda hat nun bis 15. November Zeit, um sich beim Motorsport-Weltverband FIA als Hersteller von Power Units einzutragen. Das gilt auch für Red Bull Powertrains, sollten es die Bullen alleine probieren.