Österreich hat wieder eine Weltklasse-Läuferin über 800 Meter: Caroline Bredlinger. Die 24-jährige Burgenländerin trat bei den Leichtathletik-Staatsmeisterschaften in Eisenstadt mit breiter Brust an – als Gewinnerin des ISTAF Berlin, des Liese-Prokop-Memorials in St. Pölten und der Team-EM in Maribor, wo sie in 1:58,95 Minuten nicht nur siegte, sondern auch das WM-Limit unterbot.
"Ich bin körperlich und mental viel stärker geworden", sagt Bredlinger, die schon als Teenager ein traumatisches Erlebnis verarbeiten musste.
2014 wurde die damals 13-Jährige in der Halloween-Nacht in Großhöflein von einem Mann angeschossen. 24 Splitter des Projektils stecken bis heute in ihrem Becken und verursachen immer wieder Schmerzen – besonders beim Sitzen. Deshalb wird schon der Flug zur WM nach Tokio zur Herausforderung. Ein vom ÖLV gebuchter Economy-Plus-Sitz soll ihr helfen, die Beine besser auszustrecken.
"Ich versuche einfach, die optimale Position zu finden. Kurze Flüge oder Busfahrten finde ich fast schlimmer, weil man sich da kaum bewegen kann. In Nanjing (Hallen-WM) hatte ich keine Probleme mit der Zeitumstellung, weil ich im Flugzeug ohnehin nicht schlafen konnte", erzählt Bredlinger.
Zwei Wochen habe sie gebraucht, um ihre WM-Qualifikation wirklich zu realisieren. "Das war ein ganz großes Ziel in meinem Leben. Es hat mir innerlich Ruhe gegeben. Seit ich nicht mehr Punkten für die Qualifikation hinterherrennen muss, macht mir das Laufen noch mehr Spaß."
Seit ihrem sechsten Lebensjahr ist Bredlinger im Laufsport aktiv. Die 800 m seien eher zufällig zu ihrer Spezialdisziplin geworden. Lange hatte sie auf der Strecke zwischen 400 und 600 m Probleme. "Das war immer die zähste Phase. Heute ist genau das meine Stärke. Wir haben nicht speziell daran gearbeitet, aber ich bin mental viel stabiler geworden. Früher war das auch Kopfsache."