Klimaschutz

Nachhaltige Flüge? AUA wird Greenwashing vorgeworfen

Vom "grünen" Treibstoff bis zu Ausgleichszahlungen: das Versprechen vom klimafreundlichen Flug klingt verlockend, ist häufig aber Greenwashing.

Lydia Matzka-Saboi
Fliegen ist die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen, dem Klimaschutz nützen Nachhaltigkeitsversprechen daher nichts.
Fliegen ist die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen, dem Klimaschutz nützen Nachhaltigkeitsversprechen daher nichts.
Getty Images

Konsumentenschutzverbände aus 19 europäischen Ländern haben Beschwerde bei der EU-Kommission gegen 17 Fluglinien eingereicht. Den Airlines, darunter auch die Austrian Airlines (AUA), wird vorgeworfen, Konsumenten mit Angaben zum Umwelt- und Klimaschutz zu täuschen. Insbesondere das System der CO2-Kompensation – ein freiwilliger Aufpreis bei der Flugbuchung – sei nichts anderes als Greenwashing, kritisierte der Europäische Verbraucherverband (BEUC).

Konkret richten sich die Vorwürfe neben der österreichischen AUA auch an Air Baltic, Air Dolomiti, Air France, Brussels Airlines, Eurowings, Finnair, KLM, Lufthansa, Norwegian, Ryanair, SAS, Swiss, TAP, Volotea, Vueling und WizzAir. Beteiligt an der Beschwerde sind Organisationen aus 17 EU-Ländern sowie der Schweiz und Norwegen, darunter die Arbeiterkammer (AK).

Einer rechtlichen Analyse zufolge lägen Verstöße gegen EU-Vorschriften vor. BEUC verweist in einer Aussendung auf die Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken. "Behauptungen, dass die Zahlung zusätzlicher Gebühren die CO2-Emissionen eines Fluges 'ausgleichen', 'neutralisieren' oder 'kompensieren' kann, sind sachlich falsch", erklärten die Experten.

Nachhaltigkeitsversprechen dieser Art würden beim Kunden den Eindruck erwecken, dass Fliegen auch klimafreundlich sein kann. Das sei es aber nicht der Fall und werde es "auch in naher Zukunft nicht werden". Sollten Konsumenten dadurch Kosten entstehen, müssten die staatlichen Verbraucherschutzbehörden "die Fluggesellschaften auffordern, ihren Kunden die Kosten zu erstatten". Die Verbraucherverbände treten zudem für schärfere Maßnahmen gegen Greenwashing ein.

"Moderner Ablasshandel"

Im Fokus der Kritik stehen das Versprechen, in Öko-Projekte zu investieren, einerseits und der Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) andererseits.

"Diese Kraftstoffe sind noch nicht marktreif", kritisierte BEUC. Bis Ende der 2030er Jahre werde der Anteil am Kraftstoffmix gering bleiben, aber dennoch sollen Konsumenten dafür zur Kasse gebeten werden.

Auch was die Ausgleichszahlungen anbelangt, ist Vieles in der Schwebe. "Der Schaden, der durch die CO2-Emissionen des Flugverkehrs verursacht wird, ist sicher", heißt es von Seiten der BEUC. Ob das zusätzliche Geld dann auch wirklich in Projekte und Aktivitäten für Klimaschutz fließe sei hingegen "hochgradig unsicher".

Der Ausgleich von Emissionen durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten wird seit Längerem kontrovers diskutiert: Kritiker sehen darin "einen modernen Ablasshandel", etwa auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Oft sei nicht klar, wohin Gelder konkret fließen und wie groß der Beitrag zum Klima damit tatsächlich ist.

EU will gegen Greenwashing vorgehen

Auf EU-Ebene wird im Sinne des "Green Deal" derzeit an mehreren Vorhaben gefeilt, die Greenwashing bei Werbeversprechen ein Ende setzen und Verbraucherrechte stärken sollen, berichtete die APA. Zum einen wird über die Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel verhandelt, zum anderen über die Richtlinie über Umweltaussagen ("Green Claims").

Irreführende Werbeaussagen sind zwar derzeit schon nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verboten, künftig sollen aber deutlich strengere Anforderungen zur Begründung, Überprüfung und Kommunikation jener Versprechen gelten.

Eine Untersuchung der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 kam etwa zu dem Schluss, dass 53 Prozent der geprüften Umweltaussagen entweder vage, irreführend oder unfundiert waren. 40 Prozent waren nicht belegt. Dennoch ist das Vertrauen in umweltbezogene Angaben vor allem unter österreichischen Konsumenten groß, wie eine im Auftrag der EU-Kommission durchgeführte Ipsos-Umfrage von 2022 zeigt, berichtete die APA.

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