Das Cafe Code im 17. Bezirk ist ein einfaches Balkan-Lokal: Über den Fernseher läuft permanent Sport, an der Bar wird über Fußball gesprochen und viele Gäste kennen sich seit Jahren. Hier trifft "Heute" Ilco Naumoski, der gerade Burek mitgebracht hat. "Bevor wir das Interview anfangen, essen wir", sagt er. "Mahlzeit!” Das soll also der „Bad Boy der Liga" sein, der in 249 Ligaspielen für den GAK und Mattersburg 59 Tore (2002-2013) erzielt hat, aber als Stürmer auch achtmal vom Platz flog. Zusätzlich würgte er 2010 seinen Mitspieler Robert Waltner, wofür er unter anderem vier Spiele gesperrt wurde.
„Der damalige Coach Franz Lederer war lediglich eine Marionette“Ilco Naumoski
Ein Image, das ihn bis heute begleitet. "Die Medien haben mit meinem Namen gut verdient, obwohl mich kaum jemand wirklich kannte”, sagt er. „In Österreich wirst du einen Ruf, sobald du ihn hast, nicht mehr los. Viele glauben, ich bin ein Monster." Gleichzeitig weiß er um seinen Anteil daran: "Ich bin ein impulsiver Mensch. Auf dem Platz wollte ich um jeden Preis gewinnen. Nach dem Spiel war aber alles wieder vorbei.“
Naumoski begann seine Laufbahn in der Jugend des SK Rapid, schaffte dort allerdings nicht den Sprung zu den Profis. Später hatten die Duelle mit seinem Stammverein dennoch eine besondere Bedeutung für ihn: "Als Kind stand ich im Block West. Später haben mich die Ultras beschimpft, wenn ich gegen Rapid ein Tor geschossen habe. Das habe ich nie ganz verstanden."
Trotz allem fühlt sich Naumoski mit dem Klub weiterhin verbunden. "Die aktuelle Situation ist scheiße", sagt er offen. "Rapid hätte so viel mehr Potenzial, aber der Verein ruft es seit Jahren nicht ab." Für ihn liegt das auch an der sportlichen Führung. "Rapid braucht einen Trainer, der eine Mannschaft wirklich leiten kann – so einen Typen wie Peter Pacult. Und ganz ehrlich: Am besten wäre es gewesen, man hätte Didi Kühbauer behalten. Mit ihm war man viel zu ungeduldig."
Der heute 42-Jährige spricht offen über den aktuellen Erfolgstrainer des LASK, der zuletzt sechs Bundesliga-Siege in Folge feiern konnte. Die beiden verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Zwischen 2005 und 2008 standen sie in Mattersburg 84-mal zusammen auf dem Platz und erreichten zwei Cup-Finali, die jedoch beide gegen die Wiener Austria verloren gingen (2006 und 2007). Sein jetziger Erfolg als Trainer ist für Naumoski keine Überraschung: „In Mattersburg war der Didi unser Spielertrainer. Vor ihm hatte automatisch jeder Spieler Respekt. Der damalige Coach Franz Lederer war lediglich eine Marionette.”
Seine Zeit in Mattersburg endete 2013. Dass der Verein Jahre später im Zuge der "Commerzialbank-Affäre" kollabierte und 2020 schließlich aufgelöst werden musste, trifft Naumoski noch immer. "Natürlich habe ich eine besondere Verbindung zu Mattersburg, weil ich so lange dort gespielt habe", sagt er. "Präsident Martin Pucher hat sich damals um alles gekümmert. Dass es am Ende so kommen würde, hätte ich nie gedacht.“
„Dass eine Sturm-Legende GAK-Trainer ist, ist eine Schande.“Ilco Naumoski
Finanziell traf ihn die Pleite der Commerzialbank nicht, da sein Einkommen aus der aktiven Zeit ohnehin nie lange liegen blieb. "Was ich damals verdient habe, habe ich sofort wieder ausgegeben. Ich war jung, dumm und hatte viele falsche Freunde. Mit Geld kann ich aber bis heute nicht gut umgehen." Seine Frau Sarah, die früher in Serbien Profihandballerin war, übernimmt inzwischen diesen Part. Gemeinsam haben sie einen Sohn.
Begonnen hat für Naumoski allerdings alles beim GAK. Unter Trainer Christian Keglevits erhielt er 2002, nach seinem Wechsel aus der Regionalliga von Klingenbach, die Chance, in der Bundesliga zu debütieren. Eine Möglichkeit, für die er bis heute dankbar ist. "Der GAK hat mir den Weg zum Profi geebnet. So etwas vergisst man nicht", sagt er. Dementsprechend fiebert er auch immer noch mit seinem Herzensverein mit. Einzig mit dem aktuellen Trainer Ferdinand Feldhofer wird er nicht glücklich: "Er war schon als Spieler eine "Grätzen". Dass eine Sturm-Legende GAK-Trainer ist, ist eine Schande. Ich weiß, dass viele Fans nicht mit ihm glücklich sind."
Doch wie soll es für Naumoski, der aufgrund zahlreicher Operationen keinen Sport mehr betreiben kann, weitergehen? Zuletzt wurde er beim Favoritner AC als Coach entlassen. „Ich möchte natürlich wieder auf die Trainerbank zurück. Fußball ist mein Leben.”
Ganz ohne Aufgaben blieb er zuletzt dennoch nicht – im Gegenteil: Jetzt erscheint sein erstes Buch über ihn. "Der letzte echte Typ der Bundesliga" umfasst 260 Seiten und wurde vom preisgekrönten Journalisten Peter K. Wagner verfasst, der dafür 30 Weggefährten befragte – vom Schiedsrichter bis zum Rivalen. Fans können das Buch über www.scabc.at erwerben, den Verlag von Wagner sowie seinen Podcast-Kollegen von "Die beste Liga der Welt", ORF-Moderator Thomas Seidl und Scout Fabio Schaupp.
Begleitet wird die Veröffentlichung von mehreren Präsentationsterminen: am 15. Jänner in Linz und am 16. Jänner in Graz. Bereits am Mittwoch, dem 3. Dezember, findet um 19.00 Uhr eine Vorstellung im Cafe San Marco in Wien statt, wo das Buch ebenfalls erhältlich sein wird. Neben Naumoski werden dort auch frühere Weggefährten wie Stefan Maierhofer, Patrick Bürger und Mario Bazina erwartet. Für die Besucher bietet sich die Gelegenheit, den Nordmazedonier aus nächster Nähe zu erleben – einen Mann, der mehr als genug Geschichten zu erzählen hat.