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NBA-Star gegen Erdogan: "Seine Arme sind lang!"

Recep Tayyip Erdogan fordert die Auslieferung von NBA-Star Enes Kanter. Der fürchtet den Zorn des Türkei-Machthabers – und übt weiter Kritik.

Heute Redaktion
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Enes Kanter fällt durch zwei Eigenschaften auf: Einerseits gehört er zu den Leistungsträger der New York Knicks in der US-Basketball-Eliteliga NBA. Andererseits ist er ein scharfer Kritiker von Recep Tayyip Erdogan. Das ärgert den Türkei-Machthaber, der die Auslieferung des 2,11-Meter-Riesen will. Kanter fürchtet den Zorn des Präsidenten – hält sich aber mit Kritik weiterhin nicht zurück.

Die General-Staatsanwaltschaft in Istanbul beantragte ein Verfahren wegen Mitgliedschaft in einer Terror-Organisation. Erdogan hält Kanter für einen Sympathisanten von Prediger Fettulah Gülen, dessen Bewegung für den Putschversuch 2016 verantwortlich gemacht wird. Kanter wurde die türkische Staatsbürgerschaft bereits aberkannt. Die angestrebte Auslieferung aus den USA könnte alleine deswegen schon bürokratische Hürden beinhalten.

Kanter verzichtet aus Sicherheitsgründen auf Reisen ins Ausland. Das NBA-Gastspiel in London müssen die Knicks ohne ihn bestreiten. Er meint: "Ich könnte in Großbritannien leicht von türkischen Agenten gekidnappt oder getötet werden. Erdogans Arme sind lang. Jeder, der etwas gegen ihn sagt, ist ein Ziel. Und Erdogan will mich zurück in der Türkei haben, wo er mich zum Schweigen bringen kann" Auch um seine Familie hat er Angst: "Meine Freunde und meine Familie könnten in der Türkei festgenommen werden, nur weil sie mit mir reden."

Seine Kritik an Erdogan will er aber nicht einstellen – im Gegenteil: "Ich habe eine Stimme, eine sehr laute Stimme, weil ich in den USA Basketball spiele." Erdogan sei ein "verdammter Wahnsinniger", in der Türkei gäbe es eine Erosion der Demokratie, Menschenrechtsverletzungen und eingeschränkte Pressefreiheit. "Ich versuche, die Stimme all dieser unschuldigen Menschen zu sein", stellt Kanter klar. (heute.at)