Sport

Neo-Bulle Cziommer: "Um Geld geht's nicht"

Heute Redaktion
Teilen

Simon Cziommer genoss in Holland seine fußballerische, sowie schulische Ausbildung. Jetzt kickt er in Salzburg. Im Talk mit sportnet.at spricht er vom Erfolg, Geld, Huub Stevens, seine Lebensaufgabe und RB Salzburg.

Wie fühlst du dich in Salzburg?

"Die Mannschaft ist wirklich super. Man merkt, dass wir eine unheimlich homogene Truppe haben. Der Mix zwischen Nationalspielern und jungen Spielern ist sehr gut. Es passt alles zusammen. Vom Trainerstab angefangen bis hin zur medizinischen Abteilung."

Was war der Grund, weshalb du dich für Red Bull Salzburg entschieden hast?

"Der größte Grund war, dass Salzburg ein Klub ist, der sehr viel vor hat. In den letzten vier Jahren waren sie national sehr erfolgreich, jetzt soll sich auch international der Erfolg einstellen. Da möchte ich gerne ein Teil davon sein. Ich bin mir sicher, dass hier einiges möglich ist."

Was wusstest du vorher über Red Bull Salzburg?

"In den letzten Jahren hat man einiges über Salzburg gehört. Es sind ja auch einige Spieler aus Holland nach Salzburg gewechselt und außerdem hat man den Transfer von Niko Kovac mitbekommen. Der Klub sorgt international für Schlagzeilen. Die Vorraussetzungen werden durch den Klub gegeben. Jetzt sind wir gefordert, dass wir auf dem Platz Erfolg haben."

Wie lang bist du mit Salzburg schon in Kontakt gestanden, bevor du unterschrieben hast?

"Eigentlich ist alles sehr, sehr schnell gegangen. So schnell habe ich es eigentlich noch nie gemacht. Ich hatte aber einen guten Grund. Denn wie gesagt, Salzburg ist ein sehr professioneller Verein."

Die österreichische Bundesliga ist international gesehen fast ohne Bedeutung.

"Das ist richtig. Aber es ist sehr wichtig, dass es da Vereine wie Red Bull Salzburg gibt, die dann für Österreich in einem europäischen Bewerb Werbung machen. Es geht darum Punkte zu sammeln, damit man bald nicht mehr die zweite und dritte Quali-Runde zur Champions League spielen muss, sondern dass man vielleicht direkt qualifiziert ist. Natürlich ist Red Bull nicht der einzige Klub. Rapid, Austria und auch Sturm Graz sind Mannschaften, die Potential haben."

Wo siehst du deinen Platz in der Mannschaft? Hast du eine Lieblingsposition?

"Das wichtigste ist, dass man spielt. Wo man dann hingestellt wird, ist eigentlich nebensächlich. Das entscheidet der Trainer und hängt auch von den Leistungen ab. Meine Lieblingsposition ist im Mittelfeld. Ich denke da des öfteren zu offensiv. Das muss verbessert werden."

Du bist eher ein zentraler Mittelfeldspieler.

"Ja, ich bin vielleicht kein Flügelflitzer, aber wenn man mich dort braucht, spiele ich auch dort. Damit habe ich überhaupt kein Problem."

Der Konkurrenzkampf ist sehr groß. Warum wirst du dir einen Stammplatz ergattern?

"Eine gut gestellte Frage. Da kann man schnell ins Fettnäpfchen treten (lacht). Ich bin ein Spieler, der arbeiten kann und das auch will. Ich werde mein bestes tun und mein bestes abrufen, um zu spielen. Wenn ich das schaffe, werde ich wahrscheinlich meine Spiele bekommen."

Du hast doch schon bei sehr namhaften Klubs gespielt. Was hast du von diesen mitgenommen?

"Ich habe das Glück gehabt, mit sehr guten Trainern zu arbeiten. Ich war ganz jung, da konnte ich unter Hans Meyer bei Twente mittrainieren. Danach ein Fred Rutten, der mich später in die erste Mannschaft von Twente geholt hat. Dann habe ich einen Jupp Heynckes kennen gelernt und auch Ralf Rangnick. Zudem habe ich mit Louis van Gaal und auch Huub Stevens gearbeitet. Das waren alle Trainer mit verschiedenen Ansichten. Von jedem von ihnen konnte man etwas mitnehmen. Jeder hat seine Dinge, die interessant sind. Unter Heynckes habe ich bei Schalke sehr wenig gespielt, aber auch aus dieser Zeit habe ich etwas für mich mitgenommen."

Du bist in sehr jungen Jahren nach Holland. Wie kam das zustande?

"Mich hat bei einem Spiel, da war ich 14, jemand angesprochen. Es war ein Freundschaftsspiel gegen eine holländische Auswahl. Nach diesem Spiel ist ein ehemaliger Spieler von Ajax Amsterdam zu mir nachhause gekommen. Er hat sich in meinem Wohnzimmer vor mich hingestellt und zu mir gesagt, dass sie mir Fußball spielen beibringen wollen. Das hat mir sehr imponiert. Viele andere Vereine haben davon gesprochen, was man alles bekommen kann. Wie viel Geld man verdienen kann. Darum geht es im Fußball aber nicht. Du musst spielen können. Ich war sehr beeindruckt. Dann bin ich zu Twente Enschede gewechselt. Ich habe mich in Holland immer pudelwohl gefühlt. Dann bin ich dort geblieben. Für meine Entwicklung in Deutschland war es sicher nicht von Vorteil, dass ich in Holland die Ausbildung genossen habe."

Warum?

"Ich denke, wenn ich bei einem deutschen Bundesligaklub in den Nachwuchs gegangen wäre, wären meine Chancen sicher besser gewesen. In Deutschland sieht man es lieber, dass ein Deutscher in Deutschland seine Ausbildung macht. Für mich war es aber wichtig, auch eine schulische Ausbildung zu machen. Das konnte ich in Holland. Wir alle wissen, Fußball ist schön, man kann es aber nur eine bestimmte Zeit betreiben. Meine Mutter hat mich immer dazu gedrängt, mein Abitur zu machen."

Wo hast du so gut Freistoßschießen gelernt?

"Es reden immer alle davon, dass ich so ein guter Freistoßschütze bin. Wenn man von 50 Versuchen zwei reinmacht, ist man noch lange kein Freistoßspezialist. Richtige Spezialisten sind andere. Ich habe ab und zu das Glück, dass einer reingeht."

Du kennst Huub Stevens aus deiner Zeit bei Roda Kerkrade. Ist er der harte Hund?

"Huub Stevens ist ein Trainer, der sehr offen und freundlich ist. Er schätzt Homogenität. Das ganze muss gepaart sein mit Disziplin und Organisation. Das ist auch ganz wichtig. Wenn man sich an diese Regeln hält, hat man keine Probleme mit dem Trainer. Wenn die Einstellung stimmt, hat man auch keine Probleme."

Was macht Simon Cziommer privat?

"Ich widme mich meiner Lebensaufgabe. Das ist meine Familie. Meine Frau, mein Sohn und mein Hund. Das war immer mein Traum, eine Frau zu finden, die phantastisch zu mir passt. Wir hatten das Glück, ein Kind zu bekommen, einen Hund haben wir uns dann angeschafft."

Hast du schon eine Wohnung gefunden?

"Ich möchte so schnell wie möglich eine Bleibe finden. Das ist sehr wichtig für meine Frau und mein Kind. Meine Frau weiß auch ganz genau, was sie für ein Haus will. Das ist aber das größte Problem (lacht)."

Marko Arnautovic hat die selbe Nachwuchsschule durchlaufen wie du. Was hältst du von ihm?

"Ich denke, er kann ein ganz ausgezeichneter Fußballspieler werden. Man sieht, dass er sagenhaft viel Talent hat. Er erinnert einen sehr, an Zlatan Ibrahimovic. Den habe ich auch kennen gelernt, als er bei Ajax spielte. Er brauchte aber auch seine Zeit, um zu reifen. Ich hoffe, dass sich Marko Arnautovic auch die Zeit nimmt. Dann kann er ein ganz Großer werden."

Was hast du noch vor in deiner Karriere? Hast du einen Karriereplan?

"Wenn man aufwächst, hat man seinen Routenplaner. Das hatte ich auch. Aber man merkt recht schnell, dass man den zusammenklappen und in die Mülltonne werfen kann. Meistens kommt es anders als man denkt. Ich gehe Schritt für Schritt. Auch jetzt mit Salzburg. Das nächste Ziel ist es, mit Salzburg international zu spielen. Wenn der Klub Erfolg hat, die Mannschaft Erfolg hat, hat man selber auch Erfolg."

sportnet.at