Zugewinne trotz Regierungsbeteiligung – das schaffen aktuell in Wien wohl nur die Neos. Während die SPÖ leicht verliert, dürfen sich die kurz vor der Wahl neu aufgestellten Pinken mit 9,9 Prozent über ein sattes Plus freuen.
Die erste Hochrechnung lässt die Neos am Sonntagabend im Wiener Prater laut jubeln. Mit prognostizierten 9,9 Prozent pulverisieren die Pinken den bisherigen Stimmenrekord in Wien (7,47 Prozent) um 2,4 Prozent – und verbessern sich im Vergleich zur Trendprognose nochmals nach oben.
Im angemieteten "Mirage" – das ist ein einer Zirkus-Manege nachempfundenes Lokal – gab es ab 18.40 Uhr pinke Partystimmung. Auch Bildungsminister und Ex-Vizebügermeister Christoph Wiederkehr freute sich mit seinen beiden Nachfolgerinnen Selma Arapović und Bettina Emmerling. Zwar gab es weder Roséwein, noch rosarotes Himberkracherl auf der (pinken) Getränkekarte, dennoch wurde bei Bier und Wein ausgelassen gefeiert. Auch Außenministerin Beate Meinl-Reisinger trat auf und jubelte ausgelassen mit –ihr riskanter Schachzug, Wiederkehr in die Bundesregierung zu beordern, hatte den Wechsel an der Spitze kurz vor der Wahl erst nötig gemacht. Mit dem starken Ergebnis gelten die Neos nun sogar als heimlicher Wahlsieger.
"Danke an alle Wähler:innen, die das beste liberale Ergebnis bei einer Wien-Wahl möglich gemacht haben. Es war harte Arbeit, als Regierungspartei nicht abgestraft zu werden, sondern sogar dazuzugewinnen. Das ist der Lohn unserer ehrlichen Arbeit und Politik", hieß es in einem ersten Statement.
"Es ist gut, wenn die Neos regieren" interpretierte Neos-Generalsekretär Douglas Hoyos das "historische Ergebnis". Spitzenkandidatin Bettina Emmerling blickte den heute startenden Sondierungsgesprächen "sehr freundvoll entgegen". Die Pinken würden die Wiener "Fortschrittskoalition mit der Ludwig-SPÖ gerne weiterführen. Es gäbe noch "viel zu tun. Wir sind noch nicht fertig und wollen weiterarbeiten", so Emmerling.
Durch die Wahlarithmetik und die voraussichtliche Mandatsverteilung kann die bisherige rot-pinke Stadt-Koalition wie bisher weitergehen.
Die von Bürgermeister Michael Ludwig bekanntlich anderen Varianten bevorzugte "Punkschkrapferl"-Koalition gilt somit als die wahrscheinlichste Option für den roten Wahlsieger. Aber auch mit Grünen und der Volkspartei hätte die Wiener SPÖ eine Mehrheit.