Knapp 100 Meter nach der Franzensbrücke (sie verbindet den 2. mit dem 3. Bezirk) spielt sich ein grausames Schauspiel ab: Ein Netz unter der Schnellbahnbrücke wird zur tödlichen Falle – vor kurzem verfing sich sogar ein Hase darin.
Was für Passanten nur eine alte Bahnbrücke ist, wird für Wildtiere zur Endstation. Immer wieder verfangen sich Tiere im Sicherheitsnetz der ÖBB. Spaziergänger berichten von verstörenden Bildern direkt am sonst so belebten Donaukanal.
"Ein toter Hase hing einfach mitten im Netz – das sieht jeder, der vorbeigeht", berichtet Michael A., der das Problem seit Jahren dokumentiert. Laut seiner Aussage wurde sogar mehrmals die Feuerwehr gerufen, um Tiere zu befreien. Bei diesen Einsätzen musste sogar der Schiffsverkehr am Donaukanal kurzfristig gestoppt werden.
Schon vor über zehn Jahren gab es Warnungen. 2013 berichtete man bereits zum ersten Mal über die "Vogelfalle". Seither gab es allerdings eher Provisorien statt Lösungen. Kaputte Stellen werden geflickt – doch das gefährliche Grundproblem bleibt bestehen.
Ein internes Protokoll des Wildtierservice der Stadt Wien (MA 49) aus dem Jahr 2023 bestätigt die Situation. Auch die Stadt soll laut Michael A. seit Jahren versuchen, die ÖBB zum Handeln zu bewegen – bisher vergeblich.
Die Forderung ist klar: Eine tierfreundliche Umgestaltung oder ein Austausch des Netzes. Doch bisher ignorieren die Verantwortlichen offenbar die Appelle – auf Kosten von Tieren und öffentlichem Ansehen. "Man stellt sich einfach taub. Dabei ist es doch offensichtlich, dass es hier ein Problem gibt", so Michael A.
Die Stadt Wien bestätigt auf Anfrage: Das Netz ist löchrig, Tauben und andere Tiere kommen immer wieder hinein. "Eine langfristige Lösung wird gerade mit den ÖBB abgestimmt", heißt es von Florian Hutz von der MA 49 (Forstamt). Geplant ist ein stabileres Gitter, vor allem auf der Seite zur Weißgerberlände. Damit die Tiere nicht elend hinter dem Netz verenden, wurde eine Lebendfalle aufgestellt. Diese wird täglich kontrolliert – gefangene Tiere werden freigelassen.
Auch bei den ÖBB hat "Heute" nachgehakt: Das Netz sei über längere Zeit wirksam gewesen, zuletzt aber an mehreren Stellen beschädigt – vermutlich durch Vandalismus.
Man habe die Schäden repariert, Lebendfallen neu installiert und sogenannte "Netztrichter" eingebaut, durch die Tiere selbst entkommen können. "Wir setzen alle nötigen Maßnahmen, um Tierleid zu vermeiden", erklärt ein Pressesprecher.