Science

Neue Erkenntnis über Penis-Operationen bei Pharaonen

Das altägyptische Marmorrelief zeigt zwei Männer, an deren Penis ein Eingriff vorgenommen wird. Ein Forscher glaubt, darauf etwas entdeckt zu haben.

Christine Scharfetter
1/5
Gehe zur Galerie
    Das als "Beschneidungsszene" bekannte Marmorrelief zeigt, wie zwei Männer am Penis operiert werden. In diesem Punkt sind sich Forschende weitgehend einig.
    Das als "Beschneidungsszene" bekannte Marmorrelief zeigt, wie zwei Männer am Penis operiert werden. In diesem Punkt sind sich Forschende weitgehend einig.
    Wellcome Images / PhotoResearchers / picturedesk.com

    Ein 4.300 Jahre altes Marmorrelief zweier Penis-Operationen wurde im Jahr 1897 in dem Grab des Ankhmahor, ein Beamter von Pharao Teti II., in der Totenstadt Sakkara entdeckt und schon mehrfach wissenschaftlich begutachtet. Jetzt berichtet Mohammad Hazem I. Ahmad Sabry von der Medizinischen Fakultät im ägyptischen Alexandria in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Anesthesiology", etwas Neues darauf entdeckt zu haben.

    Zwei Penis-Operationen, zwei verschiedene Reaktionen

    Die abgebildeten Szenen auf dem Relief gelten als die früheste Darstellung von Penis-Eingriffen. Links zu sehen ist ein Mann, der von einem anderen Mann festgehalten wird, während ein dritter, Hand am Genital des ersten anlegt und sagt: "Haltet ihn still. Lasst ihn nicht ohnmächtig werden." So steht es in den Hieroglyphen.

    Auf der rechten Seite sind zwei Männer in einer ganz ähnlichen Arzt-Patienten-Situation zu sehen: Auch hier hantiert ein Mann am Penis eines anderen. Der Patient bittet den Schriftzeichen nach den Behandler, er solle "wirklich gründlich abtrennen." Dieser verspricht "behutsam vorzugehen." Die Szenen zeigen demnach Beschneidungen an zwei erwachsenen Männern. Doch warum verhalten die sich so unterschiedlich?

    Szenen neu interpretiert

    Die beiden Darstellungen werden unterschiedlich interpretiert. Der einen Lesart nach, sind die beiden Patienten unterschiedlich tapfer. Einer anderen zufolge, geht es auf der linken Seite des Reliefs nicht um eine Beschneidung, sondern um die chirurgische Behandlung einer sogenannten Paraphimose, einer äußerst schmerzhaften Schwellung der Eichel und der zurückgezogenen Vorhaut bei Vorhautverengungen. Auf der rechten Seite sei dagegen ein vorbeugender Eingriff zu sehen. Der Patient habe im Gegensatz zu dem anderen noch keine Schmerzen.

    Ahmad-Sabry erkennt in dem Relief nun noch etwas anderes: Er geht davon aus, dass die Szenen zwei verschiedene Techniken zur Durchführung einer Beschneidung darstellen: Während der Patient auf der linken Seite die Prozedur bei vollem Bewusstsein über sich ergehen lassen muss, könnte der Patient auf der rechten Seite vor der Operation ein Schmerz- oder Betäubungsmittel erhalten haben, so der Forscher.

    "Stein von Memphis" als Betäubungsmittel

    "Wir haben keine Informationen über die Art des Stoffes, der verwendet wurde, um zu verhindern, dass der Beschnittene zu kämpfen hat", so Ahmad-Sabry in der Studie. Aber das Relief könnte Beweis dafür sein, dass die alten Ägypter womöglich Kenntnisse lokaler Betäubungsmittel hatten.

    Tatsächlich gab es schon vor Tausenden Jahren Möglichkeiten der Betäubung. So berichtet etwa der römische Gelehrte Plinius der Ältere in seinem Werk "Naturalis Historia" von einem Mandragorawein, der auf zweierlei Weise eingesetzt werden könne: Wolle man jemanden in Tiefschlaf versetzten, reiche es, den Wein einzuatmen. Wolle man aber auch Schmerzen ausschalten, so müsse er getrunken werden. Für eine lokale Betäubung nennt er den sogenannten "Stein von Memphis" – eine Paste aus Marmorstaub und Essig, die auf die Haut aufgestrichen diese unempfindlich gegen Schmerzen machen sollte – sowie die Asche von Krokodilshaut.

    Mehr zum Thema